Die Opel längst den Weg alles Irdischen gegangen und
sowieso zu langweilig, der rote getarnte Polo mit dem
Turbomotor in Köln-Brühl von einer durch
Zahnschmerzspritzen beduselten Studentin abgeschossen (deren
Mutter es nicht zu abgeschmackt fand, mir vor Zeugen
vorsorglich ausrichten zu lassen, sie sei Richterin und ich
solle meine Ansprüche als Unfallopfer gering halten),
was sollte das neue Auto sein?
Trotz seines fernöstlichen Namens ist er in Spanien
gebaut (böse Zungen könnten sagen, zusammengehauen,
dazu steht weiter unten noch einiges) und als EG-Neuwagen ein
Viertel billiger als der Listenpreis von Suzuki Deutschland
gewesen.
Gekauft wurde er bei einem bundesweit inserierenden
türkischen Importeur in Bergisch-Gladbach/Schildgen (gibts
leider nicht mehr), von
diesem ab Lager gegen bar ohne Wenn und Aber vor der Tür
abgeliefert. Die Papiere erwiesen sich als in Ordnung, die
umliegenden Vertragswerkstätten bestätigten auf
vorherige Anfrage unisono, daß ihnen als Kundenfahrzeug
auch ein solcher Importwagen lieb und wert sei, wenn nur
Suzuki-Stempel und Unterschrift auf der Garantieurkunde (3
Jahre, 100.000km) echt seien. Sie waren echt, und die
Werkstätten haben Garantieinspektionen und
-Fehlerbehebungen, s.u., auch anstandslos gemacht, wobei die
drei Jahre Garantie ab Importdatum zählen -
gegenüber dem Kaufdatum verlor ich einige Monate.
Für
längere Reisen liegen inzwischen hervorragende
Gehörschutzprodukte aus dem Bereich des Arbeitsschutzes,
sowohl im-Ohr, als auch ums-Ohr-Modelle, im Handschuhfach.
Auch Individualität gegenüber allen anderen
Fahrzeugen gleicher Konstruktion erwirbt sich das
Gefährt unterwegs ganz von selber, verlor der Stolz
spanischer Fahrzeugproduktion doch in den ersten Monaten u.a.
die Seitenleiste vor der Fahrertür, die Schrauben vom
Überrollbügel über den Vordersitzen,
diejenigen des Türrahmens rechts, den Gummi vom
Bremspedal, das Motorhaubenschloß, die
Batterie(-halterung) und einiges mehr. Naja, ein Fahrzeug
für mechanisch begabte Besitzer eben. Das kannte ich
aber auch von meinem ebenfalls spanischen Kadett, in dem ich
zum Schluß eine Plastiktüte nur für die
Teile, die innen abfielen wie Verkleidungen, Schrauben,
Steckdübel usw. mit mir führte, damit sie nicht
unter die Bremse rollen und diese blockieren könnten.
Derlei Unnützes ist natürlich in dem Allradfahrzeug
gar nicht erst enthalten und kann somit auch nicht abfallen
(wer würde z.B. ein Autoradio in einem Wagen haben
wollen, der sich nur durch Zuziehen zweier
Reissverschlüsse gegen Eindringlinge sichern
lässt). Die manuellen Fertigkeiten werden bei diesem
Auto zu neuen Höhen trainiert, so steht mein Rekord
für den Abbau des Verdecks auf 175 Sekunden, für
dessen Aufziehen z.B. bei einem Regenschauer bei 660. Die
Notwendigkeit ergibt sich natürlich unterwegs sowieso
nie, weil das Verdeck wohl kaum in den winzigen
Gepäckraum hinten, den im Auslieferungszustand auch noch
zwei Puppensitze für den 3. und 4. Passagier
vollständig einnehmen, hineinpassen würde.
Dafür gibt's wohlfeil ein sogenanntes Sonnensegel, das
über die Vordersitze passt.
Fahrtechnisch ist der Suzuki bei einer zumutbaren
Reisegeschwindigkeit von ca. 110 km/h nicht gerade das
geborene Langstreckenfahrzeug, kommt dafür aber wegen
seiner winzigen Abmessungen (3.47 mtr. lang, 1.53 mtr. breit)
überall durch und ist für zwei Personen wegen der
aufrechten Sitzhaltung trotzdem nicht so unbequem wie manche
größere Kompaktwagen.
Brauchte mein Toyota Landcruiser, für Eingeweihte:Type BJ40 (Bild: 1983 im Schwarzwald zwischen Simonswalde und St. Märgen) bei böigem Seitenwind noch eine dreispurige Autobahn vom Mittelstreifen bis zur Leitplanke für sich alleine, begnügt sich der "Samurai" mit der normalen Fahr- und der halben Überholspur, was er trotz gleicher Bauart (Blattfedern und Starrachse vorne und hinten) seinem überdimensionalem Stabilisator verdankt. Mit dem Pkw-ähnlichen Lenkrad lässt sich ein recht guter Einfluss auf die gewünschte Fahrtrichtung ausüben, obwohl das stark untersteuernde Fahrwerk einen ebenso beherzten wie dosierten Tritt auf's Gaspedal vorzieht, wenn z.B. in den Spitzkehren Westerwälder Verbindungsstraßen erst einmal der Entschluß zu einer Richtungsänderung getroffen ist. |
Fazit: meinen Samurai würde ich nicht mehr hergeben. Obwohl es zu jeder Zeit eine Menge dafür gibt, denn der Suzuki-Jeep ist u.a. wegen seiner technisch bedingten Langlebigkeit das werthaltigste Gebrauchsfahrzeug, das in Deutschland an Privatleute verkauft wird, mit einem Gebrauchtpreis von mehr als 50 Prozent des Neupreises noch nach zehn Jahren.
Noch ein Fazit: ich habe meinen Samurai auch nicht hergegeben, er ist mittlerweile (2010) 12 Jahre alt. Die Batterie musste ich dieses Frühjahr ersetzen. Ernstzunehmende Korrosion gibt es nicht, die Felgen sind ein bisschen rostig. Das Verdeck ist noch intakt und flexibel, nur einige Druckknöpfe musste ich mal ersetzen (gibt's teuer im Fachversand oder billig in der Sonderangebotskiste vom Baumarkt).
Neuestes: 2011 habe ich dann die Reifen bei einem km-Stand von ca. 70.000 ersetzen lassen. Ihr Profil hätte wohl gerade noch einmal für den TÜV gereicht, aber die Dunlop waren schon beim Neuwagen als "Holzreifen" verschrien, was die Haftfähigkeit betrifft. Mit den als Nächstes gewählten Vredestein Quadrac 3 kommt der Wagen jedenfalls wieder freudig ohne Powerslide durch einen Kreisverkehr.
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