Reinigungschemikalien und Ultraschallreiniger
Ultraschallreinigungsgeräte sind durchaus wirksam,
aber nur mit wirksamen Chemikalien. Wichtiger als das
Reinigungsgerät ist aber das verwendete Reinigungsmittel. Eine
kleine Untersuchung der auch in Haushaltsreinigern verwendeten
chemischen Grundstoffe.
Ultraschallgeräte
Ultraschallgeräte stehen in schlechtem Ruf. Das ist der Werbung
für die kleinen Consumergeräte vom Optiker oder
Lebensmitteldiscounter zu verdanken. Es stimmt, daß
Ultraschallgeräte hartnäckige Verkrustungen lösen. Es stimmt, daß
man Ultraschallgeräte ohne Reinigungschemikalien oder nur mit
einem Schuß Spüli verwenden kann. Es stimmt aber nicht, daß man
hartnäckige Verkrustungen, etwa um die Schraubenköpfe an einem
Brillengestell, in diesen Geräten mit klarem Wasser oder einem
Schuß Spüli reinigen kann.
Die Geräte lassen sich in folgende Klassen einteilen:
- Vibrationsreiniger der 9-Euro-Klasse, oft batteriebetrieben.
Dies sind gar keine Ultraschallreiniger. Sie werden denn auch
euphemistisch als Ultra-Schallreiniger angeboten. Ihre Wirkung
dürfte gleich null sein. Ein Container mit Deckel, in dem man
das Reinigungsgut in der Flüssigkeit schütteln kann, und ein
Pinsel zum manuellen Saubermachen insbesondere empfindlicher
Güter wie Brillen dürfte die bessere Wahl sein.
- Ultraschallreinigungsgeräte für den Haushalt mit rundlichem
Plastik-Gehäuse, in das eine Brille passt. Echte
Ultraschallreinigungsgeräte erkennt man an einer Angabe wie
"Frequenz 42 Kilohertz". Typischerweise wird nur die
Aufnahmeleistung von 35-50 Watt angegeben. Diese Geräte haben
eine begrenzte Einschaltdauer; spätestens nach beispielsweise 15
Minuten Nutzung müssen sie dieselbe Zeit abkühlen dürfen, sonst
gehen sie kaputt. Ihre Preise starten bei ca. 20 Euro.
- Gehobene Reinigungsgeräte für Haushalt oder Hobby.
Eigentlich in die vorstehende Rubrik gehören die kleinsten
Geräte der professionellen Hersteller in Brillengröße wie
Emag/Emmi4 (bei Conrad und Reichelt z. Z. (2010) unter 30 Euro
zu bestellen, woanders oft doppelt so teuer), oder Sonorex TK
22, für den eine HF-Leistung P22/88W angegeben wird, das man
bisweilen noch gebraucht bekommt.
Weit verbreitet ist auch ein chinesisches Gerät mit 70 Watt
Leistungsaufnahme (also nicht HF-Leistung der
Ultraschallgeneratoren, die ist niedriger), das unter
verschiedensten Markennamen mit der Typenbezeichnung "CD-4800"
bzw. neuerdings "CD-4820" ab ca. 65 Euro angeboten wird. Es hat
gute Beurteilungen, aber ein gebrauchtes Laborgerät kann
preiswerter und doch leistungsfähiger sein.
- Professionelle Ultraschallgeräte, wie sie überall in Labors
oder z. B. bei Optikern und Juwelieren stehen. Sie haben eine
HF-Leistungsabgabe ab 50 Watt und ihr Inhalt fängt bei 0.9 Ltr.
auch für größere Reinigungsgüter als Armbänder oder Brillen an.
Ihre Preise starten bei über 100 Euro. Äußerlich erkennt man sie
an ihrer Tankform, von den technischen Daten her daran, daß der
Hersteller die Anzahl der Ultraschall-Generatoren (meist 1, 2
oder 4) und ihre Leistungsabgabe (nicht Stromverbrauch) angibt.
Führende Anbieter bzw. Fabrikate sind
- Sonorex/Bandolin
- Emag/Emmi
- Branson/Bransonic (vorherrschend in den USA - die Firma
hat die Geräte erfunden).
- Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl chinesischer
Laborgeräte, die von hiesigen Importeuren unter Markennamen
wie Ultrasonic oder Triton erschwinglich angeboten werden.
- Heiß reinigt besser. Unter den großen Geräten wählt man am
besten eines mit Heizung. Ich habe mir bei meinem Bransonic 220
damit geholfen, daß ich einen winzigen Tauchsieder
(Tassenwärmer) dazugekauft habe.
Chemikalien
Zu den Ultraschallreinigungsgeräten werden fertige
Reinigungskonzentrate angeboten. Verbraucher berichten über gute
Reinigungsergebnisse mit dieser Kombination. (Weiche Beläge über
1/10 Millimeter bürstet man besser vor Anwendung von Ultraschall
weg). Wer das Reinigungsbad gezielt an die Aufgabe anpassen will,
muß sich über die unterschiedlichen Flüssigkeiten informieren und
beachten, daß viele davon das Reinigungsgut angreifen können. Ein
absolutes Tabu sind übrigens entzündliche Flüssigkeiten, da an
mikroskopisch kleinen Stellen im Ultraschallbad Dampfblasen mit
höchsten Temperaturen und Drücken entstehen - was das
Funktionsprinzip der Ultraschallreinigung ist. Grundlegende
Chemikalien (nicht nur für das Ultraschallbad) sind:
- Salmiakgeist, basisch, bei Ebay in 25%iger Konzentration zu erstehen,
in Baumärkten (Abteilung Farben, Verdünner, Pinselreiniger) als
10%iges Konzentrat. Preis um 4 Euro der Liter, sehr gute
Reinigungswirkung zur Entfettung.
- Essig-, Zitronen- und andere Säuren. Mit verdünnter
Essig-Essenz habe ich zum Entkalken von Perlatoren
(Wasserhahn-Ausläufen) im Ultraschallbad viel schnellere
Reinigungsläufe gehabt als im Topf mit heissem Essigwasser.
Anmerkung: mit Speisestärke angedickt, kann man Zitronensäure
auf Armaturen aufbringen und diese - ohne Ultraschall, aber auch
ohne Demontage - von einer Kalk-Kruste befreien.
- Wasserlösliche Mittel wie Spiritus und Aceton. Oft empfohlen,
aber ich kann noch keine Reinigungswirkung im Ultraschallbad
bestätigen.
- Tenside aller Art (Spüli, Neutralreiniger). Ein Schuß davon,
auch in Bädern mit anderen Wirkungsmitteln, wird empfohlen, um
das Wasser zu entspannen und die abgelösten Schmutzschichten zu
verteilen.
- Schmierseife: sie enthält Tenside und ist stark alkalisch,
kann also gut Schmutz- und Fettschichten lösen. Sie ist
rückfettend, man wird sie also lieber auf dem Fußboden oder für
Kacheln anwenden, als z.B. für Bestecke und Geschirr.
- Soda: traditionelles, stark alkalisches Reinigungsmittel, das
bei längerer Anwendung u.a. eingebrannte Fettkrusten lösen und
ganz allgemein eine Ergänzung zu weniger wirksamen Chemikalien
darstellen soll. 50 Gramm auf 1 Liter Wasser ergeben eine Lösung
mit einem pH-Wert von 11,5, das sind 4,5 Punkte über dem
Neutralwert 7,0. Soda löst nicht nur Fett, sondern fällt auch
den Kalk-Anteil des Wassers aus und macht dieses weich.
- Auch Backsoda (Kaisernatron, Bullrichsalz - ist aber als
Natriumhydrogenkarbonat viel billiger kiloweise zu erstehen) ist
für diesen Zweck geeignet bzw. wird als Stopp-Bad für die
Messingreinigung nach vorheriger Behandlung in Essigwasser
empfohlen. Sein pH-Wert bei 50 Gramm in 1 Ltr. Wasser ist 8,6,
also nur 1,6 Punkte über dem Neutralwert 7,0.
- Gallseife in Blockform: unentbehrlich zur Fleckentfernung an
Textilien, Vorwäsche für Hemdkragen
- Wiener Kalk: heute fast in Vergessenheit geraten, ist das ein
abrasives (schleifendes) Mittel, um alles mit wenig Anstrengung
kratzerfrei blank zu polieren. Von diesem Mittel stammt das Wort
"wienern".
- Bleichmittel mit oxidierender Wirkung, z.B. Dan Klorix, auf
der Basis von Natriumhypochlorid. Stark ätzendes Mittel, gut zur
Toilettenreinigung oder zum Bleichen von vergrauter Wäsche.
Wirksam, um Dinge zu reinigen, die man sonst wegwerfen würde wie
z.B. stark beanspruchte Duschvorhänge, verursacht aber auch
Verätzungen und es gibt immer wieder Unfälle, wenn ahnungslose
Verbraucher sie mit säurehaltigen Reinigern zusammenkippen.
- Natriumpercarbonat, gibt's inkl. Versand um zwölf Euro das
Kilogramm im Internet, derzeit z.B. bei https://www.naturitas.de/p/haus-und-garten/haus-und-kuche/waschmittel-fur-den-haushalt/natriumpercarbonat-1-kg-pulver-la-droguerie-ecopratique
oder https://www.biolindo.de/greenatural/natriumpercarbonat
.Das ist ein Bleichmittel, unschlagbar für grau gewordene
Unterwäsche, vollgeblutete helle Hemden und ähnliche
Problemfälle. Man kann oder konnte dieses Mittel auch in kleinen
Briefchen zu zwanzig Gramm als Aufheller oder Entgrauer kaufen,
dann natürlich zum -zigfachen Kilopreis.
Und dann war da noch:
Derlei Schmiererei (Artiikel will ich gar
nicht dazu sagen) renommierter Zeitschriften, nach denen man einen
garantiert unschädlichen Reiniger selber zusammenmixen kann:
"Der Reiniger für Oberflächen im Bade- und Wohnzimmer. Zur
Herstellung lösen Sie einen Esslöffel Soda in 700 bis 900 ml
kochendem Wasser auf. Nach 5 bis 10 Minuten geben Sie einen
Esslöffel Zitronensäure und 3 bis 4 Esslöffel flüssige Seife
hinzu".
Wer merkt den Knackpunkt? Soda macht das Wasser alkalisch
(ph-Werte über 7), gut zum Auflösen von fettigen Rückständen.
Säure macht das Wasser sauer (ph-Werte unter 7) , gut zum Kalk
lösen. Zusammengemixt ergeben sie was...? Richtig, eine
wirkungslose Mischung dubioser Chemikalien, z.B. was sonst noch
aus Zitronen ausgepresst wird. Die "Seife" mit ihren Tensiden
(Unterwanderung von Schmutzschichten, ohne chemischen
Wirkungsmechanismus) konnte man als Neutralseife zugeben. Derlei
Blödsinn verbreitet sich unaufhaltsam im Internet, insbesondere
auch in allen durch keinerlei Fachkenntnis getrübten
Ratgeberforen, weil der sogenannte "Content" von Autoren
zusammengeschustert wird, die ohne Erprobung oder auch nur
Grundwissen voneinander abschreiben, um Suchworte zu schaffen
und Klicks auf die unweigerlich auf diesen Seiten plazierten
Werbeanzeigen zu erreichen. Weiteres Beispiel: "Mischung
aus Backpulver und Essig. Das Backpulver löst Fett, der Essig den
Kalk". Backpulver ist Natron (Natriumhydrogencarbonat,
NaHCO₃) mit Füllstoffen (Stärke), basisch und fettlösend, Essig
ist ca. fünfprozentige Essigsäure. Vermischt ergeben Basen und
Säuren: gegenseitige Aufhebung.
Entkalker:
Der Hauptbestandteil des Entkalkers "Durgol" heisst
Amidosulfinsäure, gibt's in Pulverform im Internet um zehn Euro pro Kilogramm.
Anwendung: einen gehäuften Esslöffel in einem halben Liter
warmen Wassers auflösen. Bitte vor allem bei den empfindlichen
Kaffeeautomaten, Kapselmaschinen usw. keine Schrecklichkeiten
wie Essig-Essenz oder Zitronensäure verwenden!
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