Hannes Birnbacher, Windhagen/Ww.

Reinigungschemikalien und Ultraschallreiniger

Ultraschallreinigungsgeräte sind durchaus wirksam, aber nur mit wirksamen Chemikalien. Wichtiger als das Reinigungsgerät ist aber das verwendete Reinigungsmittel. Eine kleine Untersuchung der auch in Haushaltsreinigern verwendeten chemischen Grundstoffe.

Ultraschallgeräte

Ultraschallgeräte stehen in schlechtem Ruf. Das ist der Werbung für die kleinen Consumergeräte vom Optiker oder Lebensmitteldiscounter zu verdanken. Es stimmt, daß Ultraschallgeräte hartnäckige Verkrustungen lösen. Es stimmt, daß man Ultraschallgeräte ohne Reinigungschemikalien oder nur mit einem Schuß Spüli verwenden kann. Es stimmt aber nicht, daß man hartnäckige Verkrustungen, etwa um die Schraubenköpfe an einem Brillengestell, in diesen Geräten mit klarem Wasser oder einem Schuß Spüli reinigen kann.
Die Geräte lassen sich in folgende Klassen einteilen:

  • Vibrationsreiniger der 9-Euro-Klasse, oft batteriebetrieben. Dies sind gar keine Ultraschallreiniger. Sie werden denn auch euphemistisch als Ultra-Schallreiniger angeboten. Ihre Wirkung dürfte gleich null sein. Ein Container mit Deckel, in dem man das Reinigungsgut in der Flüssigkeit schütteln kann, und ein Pinsel zum manuellen Saubermachen insbesondere empfindlicher Güter wie Brillen dürfte die bessere Wahl sein.
  • Ultraschallreinigungsgeräte für den Haushalt mit rundlichem Plastik-Gehäuse, in das eine Brille passt. Echte Ultraschallreinigungsgeräte erkennt man an einer Angabe wie "Frequenz 42 Kilohertz". Typischerweise wird nur die Aufnahmeleistung von 35-50 Watt angegeben. Diese Geräte haben eine begrenzte Einschaltdauer; spätestens nach beispielsweise 15 Minuten Nutzung müssen sie dieselbe Zeit abkühlen dürfen, sonst gehen sie kaputt. Ihre Preise starten bei ca. 20 Euro.
  • Gehobene Reinigungsgeräte für Haushalt oder Hobby.
    Eigentlich in die vorstehende Rubrik gehören die kleinsten Geräte der professionellen Hersteller in Brillengröße wie Emag/Emmi4 (bei Conrad und Reichelt z. Z. (2010) unter 30 Euro zu bestellen, woanders oft doppelt so teuer), oder Sonorex TK 22, für den eine HF-Leistung P22/88W angegeben wird, das man bisweilen noch gebraucht bekommt.
    Weit verbreitet ist auch ein chinesisches Gerät mit 70 Watt Leistungsaufnahme (also nicht HF-Leistung der Ultraschallgeneratoren, die ist niedriger), das unter verschiedensten Markennamen mit der Typenbezeichnung "CD-4800" bzw. neuerdings "CD-4820" ab ca. 65 Euro angeboten wird. Es hat gute Beurteilungen, aber ein gebrauchtes Laborgerät kann preiswerter und doch leistungsfähiger sein.
  • Professionelle Ultraschallgeräte, wie sie überall in Labors oder z. B. bei Optikern und Juwelieren stehen. Sie haben eine HF-Leistungsabgabe ab 50 Watt und ihr Inhalt fängt bei 0.9 Ltr. auch für größere Reinigungsgüter als Armbänder oder Brillen an. Ihre Preise starten bei über 100 Euro. Äußerlich erkennt man sie an ihrer Tankform, von den technischen Daten her daran, daß der Hersteller die Anzahl der Ultraschall-Generatoren (meist 1, 2 oder 4) und ihre Leistungsabgabe (nicht Stromverbrauch) angibt.
    Führende Anbieter bzw. Fabrikate sind
    • Sonorex/Bandolin
    • Emag/Emmi
    • Branson/Bransonic (vorherrschend in den USA - die Firma hat die Geräte erfunden).
    • Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl chinesischer Laborgeräte, die von hiesigen Importeuren unter Markennamen wie Ultrasonic oder Triton erschwinglich angeboten werden.
  • Heiß reinigt besser. Unter den großen Geräten wählt man am besten eines mit Heizung. Ich habe mir bei meinem Bransonic 220 damit geholfen, daß ich einen winzigen Tauchsieder (Tassenwärmer) dazugekauft habe.

Chemikalien

Zu den Ultraschallreinigungsgeräten werden fertige Reinigungskonzentrate angeboten. Verbraucher berichten über gute Reinigungsergebnisse mit dieser Kombination. (Weiche Beläge über 1/10 Millimeter bürstet man besser vor Anwendung von Ultraschall weg). Wer das Reinigungsbad gezielt an die Aufgabe anpassen will, muß sich über die unterschiedlichen Flüssigkeiten informieren und beachten, daß viele davon das Reinigungsgut angreifen können. Ein absolutes Tabu sind übrigens entzündliche Flüssigkeiten, da an mikroskopisch kleinen Stellen im Ultraschallbad Dampfblasen mit höchsten Temperaturen und Drücken entstehen - was das Funktionsprinzip der Ultraschallreinigung ist. Grundlegende Chemikalien (nicht nur für das Ultraschallbad) sind:

  • Salmiakgeist, basisch, bei Ebay in 25%iger Konzentration zu erstehen, in Baumärkten (Abteilung Farben, Verdünner, Pinselreiniger) als 10%iges Konzentrat. Preis um 4 Euro der Liter, sehr gute Reinigungswirkung zur Entfettung.
  • Essig-, Zitronen- und andere Säuren. Mit verdünnter Essig-Essenz habe ich zum Entkalken von Perlatoren (Wasserhahn-Ausläufen) im Ultraschallbad viel schnellere Reinigungsläufe gehabt als im Topf mit heissem Essigwasser. Anmerkung: mit Speisestärke angedickt, kann man Zitronensäure auf Armaturen aufbringen und diese - ohne Ultraschall, aber auch ohne Demontage - von einer Kalk-Kruste befreien.
  • Wasserlösliche Mittel wie Spiritus und Aceton. Oft empfohlen, aber ich kann noch keine Reinigungswirkung im Ultraschallbad bestätigen.
  • Tenside aller Art (Spüli, Neutralreiniger). Ein Schuß davon, auch in Bädern mit anderen Wirkungsmitteln, wird empfohlen, um das Wasser zu entspannen und die abgelösten Schmutzschichten zu verteilen.
  • Schmierseife: sie enthält Tenside und ist stark alkalisch, kann also gut Schmutz- und Fettschichten lösen. Sie ist rückfettend, man wird sie also lieber auf dem Fußboden oder für Kacheln anwenden, als z.B. für Bestecke und Geschirr.
  • Soda: traditionelles, stark alkalisches Reinigungsmittel, das bei längerer Anwendung u.a. eingebrannte Fettkrusten lösen und ganz allgemein eine Ergänzung zu weniger wirksamen Chemikalien darstellen soll. 50 Gramm auf 1 Liter Wasser ergeben eine Lösung mit einem pH-Wert von 11,5, das sind 4,5 Punkte über dem Neutralwert 7,0. Soda löst nicht nur Fett, sondern fällt auch den Kalk-Anteil des Wassers aus und macht dieses weich.
  • Auch Backsoda (Kaisernatron, Bullrichsalz - ist aber als Natriumhydrogenkarbonat viel billiger kiloweise zu erstehen) ist für diesen Zweck geeignet bzw. wird als Stopp-Bad für die Messingreinigung nach vorheriger Behandlung in Essigwasser empfohlen. Sein pH-Wert bei 50 Gramm in 1 Ltr. Wasser ist 8,6, also nur 1,6 Punkte über dem Neutralwert 7,0.
  • Gallseife in Blockform: unentbehrlich zur Fleckentfernung an Textilien, Vorwäsche für Hemdkragen
  • Wiener Kalk: heute fast in Vergessenheit geraten, ist das ein abrasives (schleifendes) Mittel, um alles mit wenig Anstrengung kratzerfrei blank zu polieren. Von diesem Mittel stammt das Wort "wienern".
  • Bleichmittel mit oxidierender Wirkung, z.B. Dan Klorix, auf der Basis von Natriumhypochlorid. Stark ätzendes Mittel, gut zur Toilettenreinigung oder zum Bleichen von vergrauter Wäsche. Wirksam, um Dinge zu reinigen, die man sonst wegwerfen würde wie z.B. stark beanspruchte Duschvorhänge, verursacht aber auch Verätzungen und es gibt immer wieder Unfälle, wenn ahnungslose Verbraucher sie mit säurehaltigen Reinigern zusammenkippen.
  • Natriumpercarbonat, gibt's inkl. Versand um zwölf Euro das Kilogramm im Internet, derzeit z.B. bei https://www.naturitas.de/p/haus-und-garten/haus-und-kuche/waschmittel-fur-den-haushalt/natriumpercarbonat-1-kg-pulver-la-droguerie-ecopratique oder https://www.biolindo.de/greenatural/natriumpercarbonat .Das ist ein Bleichmittel, unschlagbar für grau gewordene Unterwäsche, vollgeblutete helle Hemden und ähnliche Problemfälle. Man kann oder konnte dieses Mittel auch in kleinen Briefchen zu zwanzig Gramm als Aufheller oder Entgrauer kaufen, dann natürlich zum -zigfachen Kilopreis.

Und  dann war da noch:

Derlei Schmiererei (Artiikel will ich gar nicht dazu sagen) renommierter Zeitschriften, nach denen man einen garantiert unschädlichen Reiniger selber zusammenmixen kann:

"Der Reiniger für Oberflächen im Bade- und Wohnzimmer. Zur Herstellung lösen Sie einen Esslöffel Soda in 700 bis 900 ml kochendem Wasser auf. Nach 5 bis 10 Minuten geben Sie einen Esslöffel Zitronensäure und 3 bis 4 Esslöffel flüssige Seife hinzu".

Wer merkt den Knackpunkt? Soda macht das Wasser alkalisch (ph-Werte über 7), gut zum Auflösen von fettigen Rückständen. Säure macht das Wasser sauer (ph-Werte unter 7) , gut zum Kalk lösen. Zusammengemixt ergeben sie was...? Richtig, eine wirkungslose Mischung dubioser Chemikalien, z.B. was sonst noch aus Zitronen ausgepresst wird. Die "Seife" mit ihren Tensiden (Unterwanderung von Schmutzschichten, ohne chemischen Wirkungsmechanismus) konnte man als Neutralseife zugeben. Derlei Blödsinn verbreitet sich unaufhaltsam im Internet, insbesondere auch in allen durch keinerlei Fachkenntnis getrübten Ratgeberforen, weil der sogenannte "Content" von Autoren zusammengeschustert wird, die ohne Erprobung oder auch nur Grundwissen voneinander abschreiben, um Suchworte zu schaffen und Klicks auf die unweigerlich auf diesen Seiten plazierten Werbeanzeigen zu erreichen. Weiteres Beispiel: "Mischung aus Backpulver und Essig. Das Backpulver löst Fett, der Essig den Kalk". Backpulver ist Natron (Natriumhydrogencarbonat, NaHCO₃) mit Füllstoffen (Stärke), basisch und fettlösend, Essig ist ca. fünfprozentige Essigsäure. Vermischt ergeben Basen und Säuren: gegenseitige Aufhebung.

Entkalker:

Der Hauptbestandteil des Entkalkers "Durgol" heisst Amidosulfinsäure, gibt's in Pulverform im Internet um zehn Euro pro Kilogramm. Anwendung: einen gehäuften Esslöffel in einem halben Liter warmen Wassers auflösen. Bitte vor allem bei den empfindlichen Kaffeeautomaten, Kapselmaschinen usw. keine Schrecklichkeiten wie Essig-Essenz oder Zitronensäure verwenden!




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