Alles begann mit dem Stoßseufzer einer Freundin, Leseratte und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel wie ich, in einem sozialem Netzwerk, vor einer längeren Fahrt mit Bus, Auto, S-Bahn: "Ich brauch' 'nen Kindle". Das Thema musste ich mir genauer ansehen.
Es gibt Ebooks und Lesegeräte von Amazon (Kindle) und es gibt die anderen. Wer ein Lesegerät oder ein Leseprogramm ("App") von Amazon benutzt, kann keine fremden Ebooks damit lesen. Wer kein Account bei Amazon mehr hat (ob selbst gekündigt oder rausgeschmissen worden), kann nirgendwoanders mehr Ebooks für seinen kostbaren Kindle Reader kaufen. Es ist vorgekommen, daß Amazon den Zugang zu bezahlten Ebooks gesperrt oder gar die auf dem Kindle gespeicherten Buchdateien gelöscht hat, wenn die Eigner der Kindle Reader das nächstemal online gegangen sind. Amazon hatte sich ganz legal vorbehalten, das Kundenkonto und damit auch das Kindle-Account ohne Rückzahlung der Kaufpreise für die erworbenen Ebooks von seiner Seite aus zu löschen. Der neueste mir bekannte Bericht über das Löschen bereits bezahlter Ebooks auf dem Kindle stammt vom 17. August 2013 und ist hier nachzulesen.
Nichts spricht aber dagegen, sich auf vorhandenen Geräten (bei mir: Android-Smartphone,
Android-E-Reader, Windows-PC) die von Amazon jeweils dafür angebotene
Kindle-Software zu installieren und auf diese Weise insbesondere die
zahlreichen kostenlosen Angebote wahrzunehmen. Man kann sie durch eine
Sicherheitskopie jedem
denkbaren Löschzugriff entziehen und, soweit es sich nicht um DRM-geschützte
Bücher im .azw-Format handelt, sondern um das ungeschützte Amazon .mobi-Format,
auch mit einer Software wie Calibre in .epub umwandeln.
DRM-geschützte Ebooks von Amazon im azw-Format zu ent-schützen, ist
als Umgehung eines Kopierschutzes vermutlich in diversen Staaten illegal
und ein ziemliches Gefummel (das Kindle-Leseprogramm aufrufen, warten,
bis es "nach Hause telefoniert" hat und die neuesten erworbenen Bücher
anzeigt, diese dann anklicken zum Runterladen, die runtergeladenen
Amazon-Dateien mit Calibre einlesen, das hierzu ein inoffizielles
Plugin bekommen muss, in das Nicht-Amazon-Format Epub umwandeln, dieses
Format abspeichern lassen und dann kann man die umgewandelten Dateien
per USB auf seinen nicht-androidfähigen E-Reader übertragen und dort
lesen. Immerhin, es geht, wenn man das Kindle-Leseprogramm von
Amazon hat, dieses angemeldet hat und
mit diesem Leseprogramm auf diesem PC Bücher heruntergeladen hat, oder
alternativ, wenn man legal die Seriennummer eines Kindle E-Ink Readers
besitzt.
Da die meisten Ebook-Reader unter Android laufen, sodass man das Kindle Leseprogramm installieren und die Kindle-Bücher ohne Tricks lesen kann, ist das eigentlich nur für Ereader mit einer eigenen Software wie den Kobo mini interessant.
Es gibt aber ja das vorherrschende Format aller anderen Buchhandlungen
und
Anbieter
kostenloser E-Books usw.: Epub.
Wir sind gewohnt, am PC entweder Webseiten zu lesen (HTML) oder PDF-Dokumente.
PDF-Dokumente: haben eine feste
Größe und Einteilung. Man kann z.B. auf dem PC ein Blatt DIN A4 mit nicht änderbaren
Allgemeinen
Geschäftsbedingungen zum Ausdruck erstellen.
Nicht gerade bequem, um auf Computer-, E-Reader- oder gar Smartphone-Bildschirmen
gelesen zu werden. Viele
Bücher und Zeitschriften werden als PDF angeboten, aber solche PDF-Dateien
wie z.B. Gebrauchsanleitungen, die nicht für E-Reader gedacht waren, sind entweder
zu stark verkleinert, um lesbar zu sein, oder
nur in Ausschnitten
auf dem Bildschirm zu sehen.
Webseiten (HTML): HTML wurde
im Gegensatz dazu geschaffen, um auf jedem Bildschirm, ja sogar auf jedem Ausgabegerät
(z.B. Vorleser) angezeigt werden zu können. Bei
einer anderen Bildschirm- oder Zeichengröße werden beispielsweise die Zeilen
neu umgebrochen - gerade das Richtige für E-Reader. Epub-Bücher sind gezipte
(komprimierte) HTML-Dateien, wie man durch Umbenennen und Entpacken leicht feststellen
kann.
Viele Websites wie Gutenberg.org stellen kostenlos Klassiker und andere gemeinfreie Texte zur Verfügung. Aber
niemand würde für uns Leser aktuell Bücher schreiben, herausgeben
und verkaufen,
wenn
er
kein
Geld damit
verdienen
kann. Darüber hinaus können Stadtbüchereien
auch Ebooks verleihen (www.onleihe.de),
die sich nach zwei Wochen Entleihzeit von selbst löschen.
Hierzu braucht man spezielle Kopierschutz-Mechanismen. Man
nennt sie DRM, "Digital Rights Management". Ohne DRM gäbe es keine
Ebooks zu kaufen. Adobe-DRM ist das System der Verlage und Leihbüchereien. So, wie
sich der Kindle-Kunde, abgesehen von den kostenlosen Kindle-Büchern
(Format ".mobi") bei Amazon registrieren muss, führt für den
Käufer anderer Fabrikate
kein
Weg daran
vorbei, ein Account bei Adobe anzulegen und sich in einem zweiten
Schritt von jedem seiner Geräte
aus dort einmalig anzumelden, auf denen er DRM-geschützte Bücher
lesen will.
Praktisch alle Ebook-Reader haben Internetzugang über WiFi (WLAN).
Ihre Leseprogramme wie Bluefire oder Aldiko, Version
2 bieten im Einstellungsmenü die Möglichkeit, den Ebook-Reader
online bei Adobe für DRM-geschützte EBooks freischalten zulassen.
Wer noch ein Lesegerät ohne WLAN hat, muss seinen Reader
über USB mit seinem PC verbinden und auf dem PC die Adobe® Digital
Editions Software benutzen. Die meisten Ebooks ohne WLAN werden
von der Adobe Software erkannt (gibt's nur für PC und Mac) und
können durch diese "Nabelschnur" freigeschaltet
werden.
Anmerkung: Wer
das nicht will, muss bei den ungeschützten Ebooks bleiben (manche
Anbieter haben einen
"soften"
Schutz
über sog. Wasserzeichen, anhand derer sie den ursprünglichen
Käufer von Raubkopien ermitteln können) und kann auch keine
Leih-Ebooks lesen. Die allenthalben erwähnten Methoden, DRM
aus den Buchdateien irgendwie herauszulöschen und diese dann
überall einlesen zu können, sind eine größere
Zumutung, als mit den DRM konform zu gehen. Sie sind oft veraltet,
beziehen sich ohne Erläuterung auf freie, nicht auf Kauf-Ebooks
und wurden von selbsternannten Experten von Jahr zu Jahr
ungeprüft voneinander
abgeschrieben
(speziell
bei
Hackprogrammen
für Kindle), umständlich (auf PC umzuwandeln, teils über manuell
aufzurufende Phyton-Skripte),
unsicher (Leseprogramme
und Hack-Plugins
sind aus allen möglichen unbekannten Quellen downzuloaden)
und man macht sich zivil- und strafrechtlich
angreifbar.
Nachdem Amazon im Sommer 2013 seinen billigsten Kindle auf
49 Euro herabgesetzt hatte, tauchten im Onlinehandel, z.B.
bei Ebay von diversen
Saturn-Filialen, E-Reader des weltweiten Amazon-Herausforderers
Kobo (heute als Standard-Modell deutscher E-Book-Anbieter unter der Marke "Tolino" mit eigener Firmware erhältlich) auf.
Wer ohne E-Reader unterwegs ist, für den bietet es sich
an, Ebooks auf seinem Smartphone zu
lesen. Hat man nicht die Augen eines Falken, wird man
natürlich im Querformat
lesen und dafür öfter nach unten blättern müssen -
in dem abgebildeten Beispiel viermal pro Buchseite.
Auch auf dem Smartphone, hier mit der Lese-App der Firma Kobo, ist die Schrift
eines E-Books leicht zu lesen. Geblättert wird, wie bei allen
E-Readern, mit einem leichten Fingertupfer an den Seitenrand.
Bestseller habe ich auch in Papier nie gekauft, sie waren mir zu teuer und meistens
nicht interessant. Gute E-Reader gibt's ab 40...50 Euro,
dafür kosten am heutigen Tage dank Preisbindung die Bestseller
aus der Spiegel-Liste als Ebook überall z.B. 19,99 Euro für
Dan Brownes "Inferno", 18,99
Euro für
John Grishams "Das Komplott", Ken Follet "Winter der Welt"
17,99 Euro und so weiter. Dummerweise kann man bei Ebooks
nicht warten, bis die Bestseller billiger als Paperbook herauskommen
oder man sie in den Buchläden als "preisreduziertes Mängelexemplar"
billig einkaufen kann.
Ab und zu kaufe ich mal ein benötigtes Fachbuch, da ist mir
der Preis dann auch egal. Das könnte in Zukunft gut ein praktisches
E-Buch sein. Darüberhinaus habe ich mir bereits
eine Anzahl Ebooks heruntergeladen. Man
kann sie nicht auf dem Flohmarkt, drei zerlesene Romane für
1 Euro, oder bei Amazon für 1 Cent plus 3 Euro Versandpauschale
kaufen, sondern dieser Markt hat seine eigenen Schnäppchen. "Der
abenteuerliche Simplicissimus" von Grimmelshausen, 600+
Seiten? Ich wollte ihn schon lange mal wiederlesen und er
braucht nur einen winzigen Anteil des Speicherplatzes. Karl
May? Ein Band vom Flohmarkt liegt hier schon jahrelang ungelesen
herum, setzt Staub an und verbraucht Platz. Jetzt habe ich
dreie, die ich mir unter dem Gesamtwerk ausgesucht habe, als
Ebook in Reserve. Einer meiner Lieblings-SF-Autoren, Poul
Anderson? Von ihm gibt es eine Anzahl gemeinfreier Stories
kostenlos, die ich noch nie gekannt hatte. Fremdsprachliche
Bücher zum Üben? Klar doch, sie kosten nicht, wie im hiesigen
Buchhandel, noch mehr als deutsche, sondern man kann kostenlose
herunterladen (http://www.smashwords.com) und die Ebook-Reader bringen teils gleich Wörterbücher
vorgeladen mit. Einfach
Lesestoff
für Bus und Bahn oder etwas zum Einschlafen? Ich brauche nicht
mehr mangels Flohmarkt um die 1.95-Euro-Wühltische im Supemarkt
herumzuschleichen, ältere Literatur sowie Werke von Jung-Autoren
gibt's kostenlos oder wohlfeil in jeder Kategorie reichlich
zum Aussuchen.
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