Gute Bilder mit der Knipscamera?
Vorbemerkung:
Diese Seite trug früher die Überschrift: "Jenoptik 2100f und
1300f
Test-Bilder" und stammte noch aus der Zeit, als man für eine
gute
Camera von 1,3 Megapixel typischerweise 800 DM zahlte.
Man wird schon nachdenklich, wenn man das Bild der
Olympus
C-5050 mit den darum drapierten Taschencameras (von unten an gegen
den
Uhrzeigersinn: Enigma 1.3, Revio C2, Plawa DC-4 und, teils
verdeckt,
Oregon DS6638) sieht. Muß man für Schnappschüsse und
Erinnerungsfotos
wirklich immer einen halben Backstein mitschleppen?
Olympus C-5050Z vs. Voigtländer "Brillant" aus dem vorigen
Jahrhundert.
Die Voigtländer ist bei einem Alter von ca. 55
Jahren noch voll funktionsfähig. Die Olympus C-5050Z ist die
kurzlebigste Kamera, die ich je hatte. Wie in Foren
nachzulesen ist, fiel diese Bauserie nach ca. zwei Jahren
reihenweise mit Sensordefekt aus. Meine habe ich als von
Olympus instandgesetztes Exemplar billig erworben. Bei einem
Alter von 5...6 Jahren fällt der winzige Elektrolytkondensator
C3050 im Wert von ca. 1 Euro auf der Rückseite der oberen
Platine hinter der Rückwand aus, der die Einstellungen der
Kamera speichert. Bei europäischen Lieferanten (Reichelt,
Conrad & Co.) habe ich ihn nicht gefunden. Als Ersatzteil
wurde er 2004 von Olympus für 39,50 Dollar in den USA
verkauft. Die Reparaturkosten wurden in Foren mit weit über
100 Euro berichtet.
Für mich ist es nicht machbar, etwa bei einem
Fototermin beim Kunden die Einstellungen für Weissabgleich,
Helligkeitskorrektur, Taste mit Persönlichen Einstellungen und
natürlich das Datum erst einmal wieder vorzunehmen, wenn
mitten in der Fotosession ein Batteriewechsel notwendig wurde.
Ich werde das Fabrikat Olympus in Zukunft lieber meiden und
ferner darauf achten, dass in meinen Kameras eine
Lithium-Knopfzelle als Stützbatterie vorgesehen ist, die auch
ausgewechselt werden kann.
Die Kleinste könnte den
Weitwinkelvorsatz nicht verdecken...
Kurz-URL dieses Bildes: http://tinyurl.com/6hktyd
Flach
ist beautiful: von vorne Revio C2 (13mm), Oregon DS6638
(16 mm +
Objektiv 5mm), Enigma 1.3 (26 mm + Objektiv 4mm), Plawa
DC-4 (24 mm +
Objektiv 4 mm) und Kodak C-330 (36 mm bei eingefahrenem
Objektiv).
Flacher Zwerg: hier eine
Oregon
Scientific DS-6638
Es fällt auf, daß die Angaben der
Hersteller über die Dicke der Cameras fast immer ohne das
Objektiv
gemacht sind, obwohl dieses bei der Plawa DC-4, der Oregon und
der
Enigma 1.3 um 4-5 Millimeter weiter vorsteht - und aufgrund der
Form
noch ausgesprochen taschenfeindlich ist. Nur die Oregon hat die
mitgelieferte Echtledertasche so geschickt geschnitten, daß das
Objektiv wenigstens bei Verwendung dieser Tasche in einem
Ausschnitt
verschwindet.
Auf den Schwindel mit den
"interpolierten Megapixeln" fällt hoffentlich heutzutage niemand
mehr
rein. Da werden Cameras mit einem 2-Megapixel-Sensor leicht zu
4-Megapixel-Modellen deklariert, welche von 4 Megapixel gar zu
zwölf.
Hier wird das Bild elektronisch vergrößert, aber auch
vergröbert,
damit der Käufer glaubt, eine Camera mit einem
leistungsfähigeren
Sensor zu erwerben.
Viele der flachen
Taschencameras sind sich verdächtig ähnlich, beispielsweise:
- Agfa SP2
(identisch)
- CHE-EZ
D'Zign (noch ein
anderer Name für das baugleiche Produkt)
Mich fasziniert es,
mit Cameras zu arbeiten, die
vom Nutzer verlangen, ein guter Photograph zu werden. Als ich
noch ein
Junge war (lange her...), erklärte mir mein Vater, daß jeder mit
einer
billigen Cameras gute Bilder machen kann. Es ist wahr. Und wer
mit
einer einfachen Cameras anspruchsvolle Bilder hinkriegt, kann
auch mit
einer vielseitigeren Camera faszinierende Fotos machen, aber
nicht
umgekehrt. Die Welt ist voll von Bildern mit Himmel oben, Wellen
unten,
Horizont genau in der Mitte und winzigen Figuren am Strand, die
es
nicht lohnt, anzugucken - aufgenommen mit 1000-Euro-Cameras.
Ein köstlicher Artikel hierzu ist auch zu finden unter: http://www.kenrockwell.com/tech/notcamera-de.htm.
Wie schaffen die
Fotografen so gute Aufnahmen (gilt nicht nur für die
Mini-Digicams!) ?
Einige der Tricks sind:
- Mache das
Bild so
interessant, daß niemand nach der technischen Perfektion
fragt. Die
uninteressanten Fotos behalte für Dich.
- Halte einen
Abstand von
2 bis 5 Meter ein. Mache also keine Fotos von Eidechsen oder
Fernsichten; knipse
attraktiv blinkende Motorräder oder Fachwerkhäuser.
- Wichtig: die
Sonne muß
scheinen, und zwar von hinten oder von der Seite.
- Ziehe
Diagonalen und
Perspektive zur Bildgestaltung heran.
- Sonne von
der Seite
arbeitet oft hübsche Muster heraus. Überhaupt machen
Strukturen jedes
Bild interessant.
- Blitzfotos
nur, wenn alles Abgebildete eine gleiche Entfernung hat.
Also nicht
Tischtuch und Geschirr in 1 mtr, Personen in zwei und
Zimmerwand in 4
mtr.
Es läuft alles darauf
hinaus: Kenne Deine Camera und ihre Grenzen und konzentriere
Dich auf
die Bildwirkung, nicht auf die Technik.
Bei der Oregon Scientific
DS6638 bekam ich optimale Fotos mit Einstellungen auf 200 ISO
fest und
Matrix-Belichtungsmessung. Der Weißabgleich ist defaultmäßig
auf
"Sonne" und das ist wohl auch die beste Nutzungsart für die
Camera,
aber immerhin lässt er sich auf offenen Schatten und
verschiedene
Kunstlicht-Arten umstellen. Gut zu wissen, denn nachträglich
per
Bildbearbeitung bekommt man das kaum mehr hin. Womit auch das
Stichwort
gegeben ist - nachträgliche Bearbeitung per Programm ist, wie
bei
vielen Cameras, empfehlenswert. Der CMOS-Sensor oder die
nachgeordnete
Elektronik scheint bei Sonnenlicht etwas hart zu zeichnen,
obwohl aus
den Schatten noch alles herauszuarbeiten geht und der winzige
Sucher
erleichtert eine exakte Geradestellung nicht besonders.
Mir hat es schon immer
Spaß gemacht, auch aus einfachen Cameras gute Bilder
herauszukitzeln.
Wenn man sich neue Welten abseits der Megapixelphilosophie
erschließen
will, gehörte es dazu, das eine oder andere Werk, von Dr. W.
Boje etwa
"Vom Foto zum Lichtbild", von Otto Croy vielleicht
"Bild-Lehrbuch der
Fotografie" oder auch etwas von Andreas Feininger, auch
sehr
zu empfehlen für die Hintergründe der Nutzung klassischer
Cameras,
zuhause stehen zu haben.
Es folgen einige Beispiele für Aufnahmen mit der
JD2100f.
Durch Klick auf das Thumbnail
wird eine bearbeitete Version mit 640
Pixel als der längsten Seite gezeigt (empfohlen), der Link
"Originalgröße" führt zu der 1600x1200 Pixel großen Version,
die ggf.
auf Hochformat gedreht, aber sonst unbearbeitet gelassen
wurde.
Bilder mit der fast baugleichen JD1300f:
Bilder mit der Oregon Scientific DS-6638
Camera:
Fixfocus, 2 Megapixel
Flash,
CMOS (die Sensoren sind besser
geworden...), Fixfocus, 2
AAA-Batterien, SD/MMC-Speicherkarte,
15 mm dick (die Linse weitere 5 mm), wertige
Ganzmetallausführung. Der Zwerg
hat sogar eine Serienaufnahmefunktion- zwei Bilder binnen
einer Sekunde sind
möglich, sozusagen die Verwackelungsstabilisierung für Arme
- und lässt weitgehende Belichtungskontrolle zu (ISO,
Integral-mittenbetonte-
oder Spotmessung, White Balance). Das ist auch gut so, da
kein AE-Lock mit halbem
Druck auf den Auslöser möglich ist. Baugleichheiten: Agfa
SP2, CHE-EZ D'Zign.
Als ich von
Weilerszwist per
Landstraße in Richtung Bonn fuhr, tat sich in Hemmerich (einem
Ortsteil
von Bornheim) plötzlich der Blick auf eine Schloßruine und
eine
faszinierende Aussicht in's Rheintal auf. Eine "immer-dabei"
Camera
mitzuhaben, ist in einem solchen Fall von besonderem Reiz,
erlaubt sie
doch, ein solches Seh-Erlebnis ohne große Vorbereitung oder
gar Kosten,
wie bei den früheren chemischen Aufnahmeverfahren, quasi wie
in einem
Tagebuch festzuhalten.
Über
die Einschränkungen einer so einfachen und kleinen Camera wird
eben
nicht gejammert, sondern z.B. das Weitwinkelobjektiv ohne
Zoom
für etwas "schrägere" Bildwirkungen und Details
eingesetzt.
Bei Fernsichten
wie das vierte Bild wäre ein Tele besser gewesen (und ein auf
"Unendlich" fokussierbares Objektiv ... und ein besserer,
rauscharmer
Sensor ...), aber für eine Erinnerungsaufnahme kann der
"flache Zwerg"
schon einmal herhalten.
Die Bilder sind unnötig körnig (verrauscht), weil die Kamera
auf 200 ISO eingestellt
war, um Verwackelungen durch eine kurze Belichtungszeit zu
vermeiden (ok...)
und eine kleine Blende zu erzielen (sie hat nur eine, mit Wert
2,8). Daß
unter den Beispielbildern keine Schnappschüsse sind,
hat den
einfachen Grund, daß man durch den Sucher kein sehr genaues
Bild sieht,
und von dem präzise auf dem Farbdisplay angezeigten
Bildausschnitt bei
Sonne genau nichts zu sehen ist. Man kann halt nicht alles
haben... als
Zweitcamera ist der Flachling eine feine Sache, als
Alleincamera wäre
dieser Cameratyp eine Strafe.
Bornheim-Hemmerich-1.jpg
1200 x 1600
(1299 KB)
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Bornheim-Hemmerich-2.jpg
1600 x 1200
(1278 KB, Kurzlink: http://tinyurl.com/5z6hq2)
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Bornheim-Hemmerich-3.jpg
1200 x 1600
(1326 KB)
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Bornheim.jpg
1600 x 1200
(709 KB)
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Technische Anmerkungen: Die für die Schärfe
optimale Einstellung auf 200 ISO beschert den Bildern eine
leichte Körnigkeit. Ein wenig Aufhellung der Schatten mit
einem Bildverarbeitungsprogramm ist nötig, weil die Camera mit
starken Lichtkontrasten nicht besonders gut umgehen kann -
obwohl die Details in den Schatten durchaus enthalten sind.