Hannes Birnbacher, Windhagen/Ww.

Mikroskopie

Allgemeine Bemerkungen

Die nachstehenden Angaben beziehen sich ausdrücklich nicht auf ein bestimmtes Mikroskop oder allgemeine Qualitätsfragen.
Die angegebenen Zahlenwerte mögen diskussionswürdig sein. Wer könnte schon sagen, ob jemand mit schwachen Augen nicht besser bedient wäre, wenn die höchste Vergrößerung seines Mikroskopes auf 1500fach statt 1350fach eingestellt wäre und zum Ausgleich dafür die Beleuchtung um die erforderlichen 23,45 Prozent erhöht. Anderes Beispiel, um Blutzellen zu zählen, geht man weit über die förderliche Vergrößerung heraus, um es dem Laboranten leichter zu machen, denn er muß ja nicht die Einzelheiten erkennen.
1. Die für ein Mikroskop angegebene Vergrößerung sagt nichts über das Mikroskop aus. Erklärung: rein mechanisch ist es möglich, jedes Okular mit jedem Objektiv zu kombinieren. Ob man dann nur noch dunkle, unklare Schatten sieht, steht auf einem anderen Blatt.
2. Die höchstmögliche Vergrößerung ist 1350fach. Viele Hersteller, aber auch mehr oder weniger unbedarfte Ebay-Anbieter werben mit 1600facher Vergrößerung (Bresser) oder Ausbaufähigkeit auf 3000fach. Das ist Unsinn. Die Wellenlänge des Lichtes setzt die Grenze.
3. Die höchste Vergrößerung hängt nicht nur vom Objektiv und Okular ab:
3.1 Das Auflösungsvermögen heisst "numerische Apertur", abgekürzt "n.A." und ist auf den Objektiven eingraviert. Die förderliche Vergrößerung ist 500- bis 1000mal so groß wie die n.A. Beispiel: ein einfaches Standardobjektiv hat oft eine 40fache Eigenvergrößerung und eine n.A. von 0.65, d.h. man kann es sinnvollerweise mit einem 16.25fach vergrößernden Okular kombinieren und bekommt dann eine Vergrößerung von 650fach.
3.2 Die Vergrößerung ist vom Beleuchtungskondensor ebenso abhängig, wie von der Objektiv/Okular-Kombination. Es gilt:
ohne Kondensor, nur mit Hohlspiegel: 300fach
mit 1-linsigem Kondensor, N.A. 0.65: 650fach
mit 2-linsigem Kondensor, N.A. 0.90: 900fach
3.3 Über 1000-fache Vergrößerung erfordert einen Kondensor mit einer N.A. von besser als 1 und eine Ölfüllung nicht nur zwischen Deckglas und Objektiv, sondern zusätzlich zwischen dem Objektträger (langes Glas) und dem Kondensor.
4. Der weitere Ausbau geht nicht über noch größere Vergrößerungen (es sei denn ein Elektronenmikroskop), sondern über Einrichtungen, die die Beleuchtung und den Kontrast betreffen: Köhlerbeleuchtung, Dunkelfeld, Phasenkontrast, DIK. Diese Einrichtungen kosten leicht ein Vielfaches eines Kursmikroskopes, das nur Durchlichtbeleuchtung für biologische Praktika etc. hat.
Wie gesagt, das sind keine Qualitätsfragen, sondern lichtphysikalische Grundlagen und jede Werbung, die etwas anderes behauptet, ist falsch!

 

Mein schönster Mikroskopie-Link: Bärtierchen-Journal


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Stand: 04.11.2001

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