Kamerakauf
Was wirklich zählt
Was wirklich zählt? Das weiss man seit hundert Jahren: Glück, Licht und Auge.
Diese Aufnahme wurde mit einer ganz einfachen Kamera von zwei
Megapixel, ohne Autofocus, Zoom, Display oder ähnliche
Errungenschaften gemacht - im richtigen Moment, am richtigen
Ort, beim richtigen Licht. Nachstehend sollen aber eher die
technischen Voraussetzungen
für gute Fotos besprochen werden.
Vorbemerkung: Diese Betrachtung bezieht sich auf Digitalkameras aller Größen
bis ca. Baujahr 2007, d.h. typische Gebrauchtkameras. Es wird
nicht auf Qualitätsunterschiede wie Objektivschärfe oder Features
wie Motivprogramme eingegangen, sondern auf Profi-Eigenschaften,
die bei weniger leistungsfähigen Modellen dem Käufer unwissentlich
vorenthalten werden.
Ich möchte daher auch nur über die Merkmale wie Sensorgröße
schreiben, die sich automatisch, bei jedem Käufer und bei
jedem Foto bemerkbar machen, nicht auf Fähigkeiten
der Kameras, die nur von Profis ausgenützt werden können,
um eventuell mehr aus ihrem Arbeitsgerät rauszuholen (z.B.
die Fähigkeit, RAW-Bilddateien abzuspeichern).
Mit der Einführung der Bildstabilisierung gegen Verwackeln waren
die Gebrauchtpreise für alle vorherigen, hochwertigen Consumer-Digikams
zusammengebrochen, was meiner Sammelleidenschaft zugute kam,
meinem Geldbeutel - trotz Preiswürdigkeit - eher weniger. Eine
Canon G5, sicher
eine der besten Digitalkameras, die je gebaut wurden, lief
mir für fünfzig Euro zu. Sie erfüllt bereits vier der
Pluspunkte,
"die
wirklich zählen".
Die Schaffung künstlichen Bedarfs durch Buzzwords wie Four
Thirds oder z.B. "Systemkameras"
(als ob nicht jede Profi-Kamera schon immer eine Systemkamera
gewesen sei) und die Verwirrung des unwissenden Amateurfotografen
durch Nonsens-Bezeichnungen wie "Prosumer-Camera",
"Bridgecam" sowie der Megapixel-Unsinn (kein Computer-Monitor
ausserhalb eines Grafikstudios gibt mehr als 1,3 Megapixel
wieder) hat ferner offensichtlich dazu geführt, daß sich Knipser
von perfekten, perfekt erhaltenen Spiegelreflexkameras trennen,
die auch von einem Profi längst
nicht ausgereizt werden können. So brachte mir die Unwissenheit
eines Rentner-Ehepaares eine analoge Nikon F60 Spiegelreflexkamera
für fünf Euro Festpreis bei Hood.de ein - mit einem Nikon-Objektiv
im Wert von ca.
100 Euro dran. (Sie wussten wohl nicht, dass die Objektive
bei DSLR grundsätzlich dieselben sind wie bei modernen Spiegelreflexkameras.
Ich hatte den Verkäufer, wie immer in solchen Fällen, darauf
hingewiesen, aber zu meiner Freude wollte er nicht das Geschäft
rückgängig machen, hatte
wohl auch kein Interesse daran, mit einem gut ausgearbeiteten
Versteigerungsangebot mehr herauszuschlagen). Aufgrund des
allgemeinen Preisverfalls
ergatterte ich dann noch einen DSLR-Body Nikon D70 für 111
Euro dazu, neuwertig mit Händlergewährleistung. Bis heute
ist die D70 unterbewertet, weil Kaufinteressenten nicht wissen,
daß sie um die Ewigkeit von drei Jahren neuer und höherwertiger
als die Nikon D100 ist - ein lachhaftes, aber für den informierten
Käufer sehr lukratives Missverständnis.
Die Kriterien
- Sensorgröße
Es ist wie bei den früheren, konventionellen Fotokameras:
Das Bild von kleinen Sensoren in kompakten Kameras muß
stärker vergrößert werden als das von größeren Sensoren
und wird dadurch unschärfer und körniger. Die Sensorgrößen
unterscheiden sich in zwei Gruppen: einerseits 1/ 2,5
Zoll bis 1/1,5
Zoll Sensordiagonale für billige Taschenkameras und Kompaktkameras,
andererseits APS-C Format
(15,5 x 22,5 mm), Four-Thirds (13x17 mm) und
"Vollformat" (24x36
mm) für ernsthafte Amateure und Profis.
Gekämpft und verloren: Bild der Antonow-225 auf
dem Flughafen Hahn, fotografiert mit einer sonst ganz
passablen Taschenkamera (Kodak C-330) mit Mini-Sensor
1:2,5 Zoll, hier der Darstellung halber noch unter erschwerten
Umständen (totale Nachtaufnahme,
aufgehellt). Körnig, grieselig und es war nur mit extremer Bildbearbeitung überhaupt erkennbar,
daher auch die sonst nicht sichtbaren Streifen im Bildhintergrund.
Hier der
Airbus
A-380, erste Landung in Köln-Bonn. Praktisch kornfrei,
nicht nur wegen der besseren Beleuchtung, sondern auch,
weil die Aufnahme mit einer Olympus C-5050Z (größerer
Sensor 1/1,8 Zoll) gemacht wurde.
Traditionell kommen die
Sensorformate APS-C und Vollformat in Spiegelreflexkameras
vor, teils wird aber dem Konsumenten mit kleinen Sensoren
in schwarzen, spiegelreflexförmigen Kameras ("Prosumer-Kameras")
ein Wert suggeriert, der
nicht da ist. Unterstützt wird diese Täuschung noch dadurch,
dass dasselbe Zoomobjektiv, das in einer z.B. APS-C Kamera
eine bescheidene Normalreichweite zeigt,
in einer Kamera mit kleinem Sensor automatisch zu einem
Super-Zoom wird - allerdings ist das ein Pseudo-Vorteil,
weil das kleine Sensorformat stärker vergrößert (somit
unschärfer und körniger) wird.
Wer eine Profikamera mit
Wechselobjektiv haben will, nimmt eine Kamera mit größerem
Sensorformat ab Four-Thirds. Wer
eine gute Kompaktkamera haben will, meidet die ganz kleinen
Sensoren von 1/2,5 Zoll und zieht wenigstens die Sensorgrößen
um 1/1.5 Zoll vor. Beispielsweise
hatte eine an sich sehr gute Taschenkamera, die Casio Exlilim
Z-55, einen Sensor von 1/2.5 Zoll, während eine Casio Exilim
Z-750 mit einem Sensor von 1/1.8 Zoll von dem Experten Ken
Rockwell seinerzeit als die beste Taschenkamera der Welt eingestuft wurde. Nicht mehr
ganz als Taschenkamera kann die Sigma DP1 mit ihren Abmessungen
von 113 mm x 60 mm x 50 mm bei einem Gewicht von 260 Gramm
gelten - aber sie hatte einen Sensor von 14 x 21 Millimeter
Größe (Weitwinkelobjektiv ohne Zoom, 4 Megapixel bei technisch
mehrfach höherer Schärfe).
Der eigentliche Unterschied liegt allerdings in der Objektivgeometrie,
siehe nachstehender Punkt.
- Normalbrennweite (Tiefenschärfe und "Freistellen")
Der engagierte Fotograf stellt gerne auf das Hauptmotiv scharf und lässt z.B.
den Hintergrund unscharf, etwa bei Portraits. Kompakte Digitalkameras können
das gar nicht, sie zeichnen aus physikalischen Gründen alles von vorne bis
hinten scharf. Eine
herkömmliche
Kleinbildkamera mit Vollformat 24x36mm, die für bildnerisches Schaffen gut
genommen werden konnte, hat(te) eine Brennweite von z.B. 50 Millimeter, eine
typische
digitale
Kompaktkamera
7 Millimeter. Das ist der entscheidende Unterschied. Der Trend ging in den
letzten Jahren, entsprechend der Verfügbarkeit von bezahlbaren, großen Sensoren,
erst zur digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) des APS-C Formates mit 29 Millimeter
Normalbrennweite und für Profis zur Vollformat-DSLR wie bei Kleinbild mit
typischerweise 50mm Normalbrennweite.
Denselben Effekt erzielt man, alles andere gleich, mit einer lichtstarken
Blendenöffnung. Hier entsprechen zwei Blendenstufen (also z.B. Blende
1,8 statt 3,5) einer Verdoppelung der Normalbrennweite, ein Grund, warum
man gehobene Kompaktkameras für kreative Aufgaben an ihrer Lichtstärke um
2.0 erkennt.
Solch eine
Aufnahme, in der der unscharfe Hintergrund wesentlicher Teil der Bildgestaltung
ist (hier fotografiert mit einem 50-mm-Objektiv), wäre mit einer kurzbrennweitigen
Kompakt-Digitalkamera undenkbar.

Hier das Gegenstück mit einer kompakten Digitalkamera: die Zweige des
großen Busches
sehen wie Tuschestriche alle gleich scharf aus, als ob sie in einer Ebene lägen.
Der Hintergrund unterstützt zwar auf andere Art die Absicht, die Zweige bildwirksam
vom
Hintergrund zu trennen, indem er zunehmend im Dunst verschwindet, lässt aber
deutlich
Bäume, Böschungen, Strommasten, Ackerfurchen und sogar einzelne
Grasbüschel
erkennen.
- Lichtstärke im Telezoom
Viele als anspruchsvoll verkaufte Digikams haben bei ausgefahrenem Telezoom
nur noch eine bescheidene Lichtstärke, für die sich
früher noch eine Jugendkamera geschämt hätte. Bei Schnappschüssen aus freier
Hand
mit Teleobjektiv möchte man dringend eine
kurze Verschlußzeit
haben (somit ist eine gute Lichtstärke erforderlich),
um die
Bewegung des Motivs scharf zu erfassen und Verwackelung zu vermeiden. Eine
Bridgekamera, wie ich sie heute in der Werbung gesehen habe, also eine, die
angeblich dem Fotoamateur die Brücke zum Profi (=Geldverdienen als Fotograf)
bilden soll, mit 20 Megapixel bei einer Mini-Sensorgröße von 1/2,3 Zoll,
20fach Zoom
und einer Tele-Lichtstärke von 1:5,9 ist für mich lachhaft. (Zugegeben kostet
ein Telezoom 80-200 mm für meine Canon 5D, immer noch keine Profi-Kamera,
aber doch eine echte "Bridge", mit Lichtstärke 2,8 bescheidene 2400 Euro
Listenpreis. Ich habe dann auch ebenfalls nur ein Fremdobjektiv bis Lichtstärke
5.6, bin ja kein Profi...).
Fazit:
Man
vergleiche die Lichtstärken von Digitalkameras nicht im Weitwinkelmodus,
wie meist in den Trivialtests und in der Werbung nur angegeben, sondern im
Telemodus, dann scheiden
sich die Geister.
- Weitwinkel
Festeingebaute Zoom-Objektive vernachlässigen zugunsten einer ordentlichen
Telewirkung das
weitwinkelige Ende. Aber: näher rangehen kann man fast immer, und in Grenzen
ist auch eine Ausschnittvergrößerung möglich. Wer ein 3-Megapixel-Bild braucht
und eine 6-Megapixel-Kamera hat, kann das Bild verlustfrei per Nachbearbeitung
oder Digitalzoom 1,4fach vergrößern (nicht 2fach, denn 2fache Vergrößerung
heisst die vierfache Fläche, nicht nur die doppelte). Aber beispielsweise im klassischen Fall, bei Aufnahmen von Innenräumen, wird man irgendwann einmal von einer Wand daran gehindert, weiter zurückzugehen, um mehr draufzukriegen. Während die
einfache Kompaktkamera mit Dreifachzoom typischerweise einen Brennweitenbereich
äquivalent zu 35 mm bis 105 mm abdeckt, deckt etwa eine Canon Powershot S60
oder eine moderne Canon Powershot S95 den Weitwinkelbereich ab 28 mm ab.
- Optischer Sucher (Durchsichtssucher)
Die meisten kleinen Consumer-Kameras haben nur das LCD-Display hinten, keinen
Sucher zum Durchgucken. Was man da bei Nachtaufnahmen einerseits, oder in
grellem Sonnenlicht andererseits (wenn es auf das Display fällt) noch von
dem aufzunehmenden Motiv sieht, kann man sich ja denken. Manche Kameras,
oft als "Bridge" Kamera
hochstilisiert, machen mit elektronischem Durchsichtssucher einen auf Spiegelreflex.
Klar sieht
man dann auf dem winzigen LCD im Sucher genau dasselbe Bild wie der Sensor,
aber diese Sucher sind
nach meiner Erfahrung unscharf, körnig, bei wenig Licht zu detailarm und
hinken bei einem Schwenk oder einem schnellen Motiv nach.
- Blitzanschluss
Aufnahmen in Innenräumen mit Blitz taugen nur bei indirekter Beleuchtung, d.h.
mit einem Aufsteckblitz etwas. Am
besten bewährt sich hierfür ein an die Zimmerdecke oder eine Wand geschwenktes
Blitzgerät plus eine an das Blitzgerät gesteckte weiße Karte, die einen kleinen
Teil des Lichtes auch direkt (und damit Richtung und Plastik vermittelnd)
auf das Motiv lenkt. Wer nicht ein Stück weißer Pappe für dreissig Dollar importieren will,
macht sich einen Reflektor aus einlaminiertem Papier oder aus Moosgummi mit
Befestigung durch einen Haargummi zurecht.

Der kleine Mann strahlt Omas rote Haarmähne und Goldrandbrille
an. Bild mit Aufsteckblitz, an die Decke gerichtet, und gebasteltem Papier-Reflektor
für
Zusatzlicht
nach
vorne.
Keine
Schlagschatten,
natürliche
Töne, dennoch
plastische Wirkung durch das abgezweigte Direktlicht vom Reflektor. Wie grell
ein Foto mit dem eingebauten Direktblitz ausgesehen hätte, weiß hoffentlich
jeder selber.
Wichtig ist, zu verstehen, dass dieser Reflektor nicht für das Hauptlicht ist.
Er zweigt nur einen kleinen Teil des Blitzes direkt auf das Motiv ab, der
Rest geht an die Decke. Snobs mit unbegrenztem Etat haben dafür natürlich einen Stabblitz mit schwenkbarem
Hauptreflektor und kleinem Zweitreflektor nach vorne.
Wer nun mal eine Kompaktkamera ohne Blitzanschluß und/oder keinen separaten
Blitz für seine DSLR hat, kann sich noch mit einem Stückchen Papier oder
Abriss von einem Papiertaschentuch behelfen, das für eine weichere Lichtverteilung
in
Richtung
Zimmerdecke sorgt. Da
taugt die Blitzreichweite eben nur noch für Sachaufnahmen und Portraits.
- Blitzsynchronzeit bei DSLR
Wer bei Gegenlicht oder überhaupt Schatten eine gute Durchzeichnung haben will,
setzt auch am hellichten Tag den Blitz ein (Bild). Der Blitz ist aber schwächer
als das Tageslicht, daher muß man eine große Blende (z.B. 1:2) einstellen.
Bei der Blitzfotografie ist nur die Blende für die Helligkeit des Bildes
wichtig, weil der Blitz in Bruchteilen einer Tausendstelsekunde aufzuckt.
Damit bei Tageslicht bei so einer großen Blende nicht alles hoffnungslos
überbelichtet
wird, muß
natürlich
die Belichtungszeit
entsprechend
kürzer
werden. Würde man (bzw. die Belichtungsautomatik) normalerweise Blende 8
bei 1/60stel Sekunde wählen, möchte man vielleicht wegen des zugeschalteten
Blitzes Blende 2.8 nehmen und müsste dann auf 1/500stel Sekunde gehen. Für
das Tageslicht bedeutet diese Kombination dieselbe Lichtmenge wie vorher,
der Blitz kommt aber um 3 Blendenstufen mehr, also achtmal so stark, zur
Geltung.
Spiegelreflexkameras mit mechanischem Schlitzverschluß können aber nicht
mit beliebig kurzen Verschlußzeiten blitzen. Eine Nikon D70 Spiegelreflexkamera
kann bei 1/500stel
Sekunde
noch blitzen,
die viel teurere
Nikon
D90 nur bis 1/200stel.

Das Bild ist nicht nur ungewöhnlich schräg, sondern auch ungewöhnlich
gut ausgeleuchtet - der Himmel kommt durchgezeichnet mit Wölkchen, die Hauswand
mit Sonne, Schatten und Rauhputz-Struktur und das Mäuerchen sowie der völlig
verschattete Winkel unter der Eingangstreppe und der Dachüberstand sind
ebenso gut durchgezeichnet, wie die Wand ganz links im Schatten. Für eine
konventionelle Aufnahme auf Foto-Film ganz normal, für eine Digitalkamera
kaum möglich erscheinend. Des Rätsels Lösung: am hellichten Tage
wurde der Kamerablitz als Aufhellblitz eingesetzt. Die Kompaktkamera unterliegt
nicht den technischen Einschränkungen in der Blitzsynchronzeit wie eine Spiegelreflexkamera
mit mechanischem Verschluß, daher hat die Automatik eine Tausendstelsekunde
bei einer gerade noch blitzwirksamen Blende von 6,3 eingestellt.
- TTL-Blitzregulierung
Blitzfotos sind unattraktiv, man sieht ihnen immer an, dass der Blitz zum
Einsatz kam, der Hintergrund wird dunkel, der Vordergrund oft überstrahlt
und Schlagschatten
sind unvermeidbar. Muss das sein? Nein, die sicherlich wichtigste Eigenschaft
(!) einer digitalen Spiegelreflexkamera oder einer gehobenen Kompaktkamera
ist die Lichtmischung
- es wird so viel Blitz zum vorhandenen Licht hinzugemischt, daß eine verwackelungsfreie
Verschlußzeit
möglich
wird, aber so viel natürliches Licht wie möglich verwendet wird. Die verwendete
Technik heisst bei Canon E-TTL, bei Nikon (die bei der Blitzregulierung
anerkanntermaßen
die besten Lösungen bauen) i-TTL. Die Systemblitzgeräte, die hierzu
erforderlich sind, kosten ein paar Hunderter, aber sie alle sind jeden
Cent wert,
wenn man gut ausgeleuchtete Fotos unter ungünstigen Lichtbedingungen machen
will.
Auch als Kompaktkamera, allerdings eine hervorragende, hat hier die Finepix
F610 genau die richtige Lichtmenge hinzugemischt, um die Person unter dem
lichtschluckenden Dach gut passend zum Hintergrund bei Tageslicht aufzunehmen.
- Autofocus-Geschwindigkeit
Automatisch die Entfernung einstellen können sie alle. Ältere Kompaktkameras
oder billige Autofocus-Objektive an DSLR brauchen aber manchmal mehrere Sekunden
dafür. Den Schnappschuß meines Lebens, als eine Motorradfreundin ein Alpaka
fotografieren wollte und verzweifelt das Bild im Sucher suchte, während das
neugierige Tier seine Schnauze schon in ihrer Gegenlichtblende stecken hatte,
verpasste ich, weil meine Spiegelreflexkamera (lahm) mit einem
uralten Tamron 28-200 Zoomobjektiv (noch lahmer) sekundenlang vor und zurück
zoomten, bis das Tier längst seine Neugierde auf andere Ziele gerichtet hatte.
Bald darauf nannte ich eine Nikon 70D mit einem Nikkor 28-80mm 1:3.5 bis
5.6D und einem Nikkor 70-200mm 1:4 bis 5.6D mein Eigen, bezahlbare Amateur-Objektive
(lichtschwach mit viel Plastik), die aber im Internet als sehr schnell und
natürlich mit guten Abbildungseigenschaften bekannt sind. Sie schaffen Schnappschüsse
problemlos: Auslöser gedrückt, Bild im Kasten.
- Video ab 640x480 @ 30fps
Digitalkameras ab ca. 2004 haben eine VGA-Auflösung (vergleichbar der von früheren
Fernsehern) von 640x480 Pixel. Was nicht dazugesagt wird, ist, dass manche
von ihnen nur 10 Bilder pro Sekunde und dies bisweilen auch nur 30 oder
60 Sekunden am Stück aufnehmen. Beim Fernsehen werden 25 Bilder pro Sekunde
gesendet und diese Geschwindigkeit noch durch einen technischen Trick verdoppelt,
damit die Filme nicht ruckeln. Das flimmert immer noch - Luxus-Röhrenfernseher
hatten 100 Bilder pro Sekunde. Weniger als eine Bildwiederholrate (fps, frames
per second) von 30 sollte man nicht haben.
Fast noch wichtiger ist das Aufzeichnungsverfahren: das moderne H264 benötigt
nur noch ein Zehntel des Speicherplatzes und damit auch der Überspielungszeit
wie die vorherigen Verfahren.
- Verlustfreier Digitalzoom
Fachleute werden bei dieser Überschrift stutzen, war doch die Anpreisung von
Billigstkameras der Anfangsjahre ohne Zoom-Objektiv mit einem Digitalzoom,
also einer elektronischen Ausschnittvergrößerung eines zwangsweise dann unscharfen
und
körnigen Bildes
ein Beispiel für eine sehr dreiste Verbrauchertäuschung.
Dies sieht aber anders aus, wenn man seine Digitalkamera auf weniger als
die volle Megapixelzahl eingestellt hat. Es hat keinen Sinn, etwa für Ebay-Angebote,
eine Homepage oder für's Fotoalbum Bilder in einer Größe von vier oder fünf
Megapixel abzuspeichern.
Nun hat man immer die Freiheit, bei Fotos, die man noch größer haben will,
als es der Telezoom erlaubt, gezielt die Kamera wieder auf volle Megapixel-Auflösung
zu stellen und später das Zentrum mit einem Bildbearbeitungsprogramm herauszuvergrößern.
Damit verschiebt man aber die Bildkomposition auf die Nachbearbeitung und
erhält überdies viel größere Dateien (d.h. auch längere Ladezeiten) als nötig.
Manche Kameras nehmen einem dies ab und bieten einen Digitalzoom an, der
aber nicht weiter geht, als die Auflösung des Sensors voll auszunutzen. Eine
Finepix F810 erlaubt bei Einstellung auf drei Megapixel einen verlustfreien
(!) Digitalzoom von 2fach, bei zwei Megapixel von 2,5fach.
- Wenig Megapixel
Je mehr Megapixel, desto körniger wird das Bild, alle anderen Umstände gleichbleibend.
Für ein bildschirmfüllendes Internet-Bild benötigt man 1,3 Megapixel
(1280x960),
als Fotoamateur für alle Aufgaben incl. Ausschnittvergrößerung, Einreichung
bei Bilderdiensten und Wettbewerben bis zu 6 Megapixel. Für ernstgemeinte
12 Megapixel wie bei meiner Canon 5D I ist der Konstrukteur auf Vollformat
übergegangen.
Wer eine Taschenkamera mit 14 Megapixel anpreist, setzt nur auf die Unwissenheit
der Käuferschaft.
- Schärfespeicherung und Belichtung getrennt
Jeder
Besitzer einer Autofocus-Kamera lernt, dass er mit halb gedrücktem Auslöser die
Entfernung messen und speichern kann, z.B. wenn die Kamera bei einem Schnappschuss
nicht zwischen mehreren Personen hindurch auf den Hintergrund fokussieren
soll. Manche Kameras messen und speichern in diesem Moment zwangsweise auch
die Belichtung, obwohl der endgültige Bildausschnitt vielleicht eine andere
Belichtung erfordert. Die Kamera sollte die Belichtung weiter messen, auch
wenn die Entfernung bei angedrücktem Auslöser gespeichert ist, oder eine
getrennte Belichtungsspeicherung erlauben.
- Panorama-Modus
Ein Motivprogramm für "Panorama" ist
nicht deshalb erforderlich, weil der Fotograf zu ungeschickt
sei, mehrere Bilder nach
Augenmaß nebeneinander und etwas überlappend zu machen und
später per Programm zusammenzufügen. Wichtig ist der Panorama-Modus
jedoch, damit die Kamera nicht die Belichtung anpasst, wenn
man z.B.
von sonnigen zu schattigen Richtungen wechselt. Dann würden
die Übergänge unterschiedlich hell.
Dumm gelaufen. Die sonst hervorragende
Olympus C-5050Z hat sich redlich bemüht, auf dem Teilfoto
links den schattigen Waldweg richtig zu belichten,
und in den drei anschließenden Teilfotos weiter rechts die
Belichtung in Richtung Sonne, bei stetig vermindertem Schattenanteil
im Bildfeld, immer ein wenig mehr angeglichen. Mit einem
Panoramamodus wäre das nicht passiert.
- Tonwertumfang (Dynamik)
Ganz
ehrlichgemeint (!) gesagt, fototechnisch taugen Digitalkameras
nichts, sie sind halt nur praktisch. Jeder kennt den Effekt.
Kann man auf dem Bild im Schatten noch Konturen unterscheiden,
ist der schöne blaue Himmel reinweiß wiedergegeben. Hat
man so belichtet, dass die ganzen Bilderbuchwölkchen vor
blauem Himmel schön sichtbar sind, sind die Schatten schwarz
ohne Durchzeichnung.
Digitalkameras schaffen einen Unterschied zwischen Licht
und Schatten von 8-9,5 Lichtwerte (Blendenstufen). Für jede
Blendenstufe besser muss man eine ganze Kostenklasse höher
gehen. Kameras mit Farbnegativfilm waren dagegen für 12-14
Blendenstufen im gleichen Bild gut, das kann vierundsechzigmal
so viel Helligkeitsumfang sein, der auf dem Bild dann noch
unterscheidbar wiedergegeben ist.
Man hilft sich, indem man bei Gegenlicht in die Schatten
reinblitzt, oder den Himmel mit einem Polarisationsfilter,
mit einem elektronischen oder realen Grauverlaufsfilter
dunkler macht oder man nimmt
mehrere Digitalfotos mit unterschiedlichen Belichtungen
auf und montiert sie dann automatisch per Programm
zusammen (HDR-Verfahren).
Wer eine hochwertige Digitalkamera will, achtet in Tests
auf die Dynamik (Trivial-Jubeltests in Publikumszeitschriften
werden darauf allerdings nicht eingehen), und es gibt auch
schon Digitalkameras, die die HDR-Funktion eingebaut haben,
d.h. selbständig eine Belichtungsreihe aufnehmen und in
der Kamera ein Foto mit hoher Dynamik zusammenmontieren,
wie die Canon EOS 5D Mark III, die Pentax
645D, Nikon D5100 oder, um auch eine bezahlbare Kompaktkamera
zu nennen, die Canon Powershot S95. Die Automatiken ersetzen
allerdings keinen Sensor, der von Natur aus einen großen
Dynamikumfang hat - u.a. ist für die Belichtungsreihe natürlich
ein Stativ anzuraten.
Typische Gegenlichtproblematik einer Digitalkamera. Die Kodak C330 war
keine
schlechte, aber obwohl
dieser
Hotelbalkon doch bereits im Sonnenlicht lag, ist der Schatten des Aschenbechers
und vor
allem der bunten Balkonverkleidung vollkommen dunkel zugelaufen. Auch die Balkonblumen
sind nur noch schwarz angedeutet,
während
der
Himmel ohne jede Durchzeichnung oder auch nur Farbe weiß ausgeblichen ist. Mit
einer herkömmlichen Kamera wäre das nicht passiert. Bei der Digitalkamera hätte
ein Aufhellblitz
geholfen.
Links: das schöne Tal, leider konnte ich nur im Abendlicht
und das heisst hier, im Schatten fotografieren. Der Himmel ist
auch in der Originaldatei digitaltypisch in keiner Weise durchgezeichnet.
Rechts: der Abendhimmel ist bei minus zweieinhalb Blenden
jetzt drauf, mitsamt Wölkchen. Nur vom Rest ist nichts mehr
zu erahnen.
Die beiden Bilder wurden per HDR-Software (hier:
fotoxx für Linux) automatisch zusammengerechnet: kontrastreich
durchgezeichnetes Tal, keine schwarz zulaufenden Grünflächen,
und der blaue Himmel
so, wie ich ihn mit bloßem
Auge gesehen hatte.
- Defekte bei älteren Kameras:
Sensorausfall: Alle
großen Hersteller verwendeten in den Jahren 2002 bis nach
2004 Sony-Sensoren mit einem Fabrikationsfehler, die größte
Katastrophe
in der Kameraindustrie überhaupt. Sie sind oder gehen alle
kaputt. Eine Liste der betroffenen Modelle von Canon, Fuji,
Konica-Minolta, Olympus, Nikon, Ricoh und natürlich Sony
findet man unter http://www.digicammuseum.de/tech/reparatur142_de.htm. Finger weg, wenn es sich nicht um eine werksüberholte Kamera handelt, die bei
den großen Rückrufaktionen einen neuen Sensor bekommen hat.
Einstellungsspeicherung
während Akkuwechsel: Es ist lästig, wenn man nach dem Akkuwechsel das Datum und alle Einstellungen
neu eingeben muss. Bei alten Digitalkameras ist manchmal
der Akku oder Superkondensator, der die Zeit überbrücken
soll, defekt. Man kann sich behelfen, indem man die Kamera
dabei am Netzgerät oder USB lässt, aber trotzdem sollte
man beim Kauf darauf achten und eventuell einen Preisnachlaß
verlangen.
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