Es bestand der Wunsch, einen ausgedienten PC der 2-GHz-Klasse als "Multimedia-PC" zu installieren. Unter anderem sollten wertvolle, uralte Familienaufnahmen, die vor langer Zeit von Normal-8 Schmalfilmen auf VHS überspielt waren oder bereits mit Video-8 aufgenommen waren und ebenfalls auf VHS vorlagen, permanent und platzsparend digital archiviert werden, als auch einzelne Aufnahmen mitten aus VHS-Kassetten ausgekoppelt werden, damit diese für neue Aufnahmen wiederverwendet oder nach dem unvermeidlichen Ableben des VHS-Videorecorders irgend wann einmal entsorgt werden können.
Wichtig! Will man Daten oder eben auch Filme auf DVD archivieren, beachte man, dass normale,
silberne DVD-Rohlinge eine begrenzte Lebensdauer von oft nur
ca. zwei Jahren haben. Für Archivzwecke sind sogenannte DVD-RAM
gedacht. Die Hersteller geben für sie eine Lebensdauer
von 30 Jahren an. Sie können ab Windows XP beliebig oft beschrieben
und gelöscht, also wie eine Festplatte genutzt werden und
brauchen auch kein Brennprogramm. Der Unterschied zur
RW-DVD bzw. CD besteht darin, dass sie hierbei nicht verschleissen,
sondern bis 100.000 Schreibvorgänge ohne Defekt möglich sind.
Natürlich muss ein modernerer, DVD-RAM-fähiger
DVD-Brenner vorhanden sein. Empfehlenswert ist das Fabrikat
Panasonic wegen seiner Qualität und Preiswürdigkeit. Bei einer
3-fachen Schreibgeschwindigkeit bekommt man die 4.7 GB-Scheibe
schon mal ab ca. 2 Euro im Zehnerpack.
Hierzu wurde der PC mit einer heutzutage wohlfeilen (unter
10 Euro) bei Ebay erhältlichen TV-Karte von Hauppauge ausgerüstet.
Ferner war er mit einem Stromspar-Prozessor (Mobile Athlon)
und einem sparsamen, leisen Netzteil modernisiert sowie
einem kabellosen Keyboard incl. Maus-Ersatz versehen worden. Für
den Einsatz an dem vorhandenen Fernseher, solange er noch
funktionieren würde,
bekam der PC dann noch eine NVidia GeForce2 MX-400V Grafikkarte
mit zusätzlichem TV-Ausgang spendiert (Ebay-Preis ca. 10
Euro), die eine
Buchse
für S-VHS und eine AV-Buchse hat.
Die erforderlichen Anleitungen und Informationen sind im Internet natürlich reichhaltig vorhanden, aber doch sehr aufwendig auszuwählen und zu erproben. Es ist mühsam, herauszufinden, ob man von einer längst gescheiterten Lösung liest oder was der Standard ist, bei dem letztlich jeder landet. Daher nachstehend meine Tipps.
Zuerst wurde Linux für diesen Zweck getestet. Doch Multimedia-Anwendungen sind von der Hardware abhängig und darin sind Linux-Systeme unzumutbar. (Es ist für den Computerbesitzer nicht unzumutbar, dass Firmen und Programmierer in aller Welt kostenlose Programme für Linux entwickeln und anbieten. Es ist aber unzumutbar, diese dem Nicht-Informatiker als allgemein verwendbare Lösung anzubieten). Der hoffnungsvolle Anwender kämpft sich sodann mit z.B. Soundchips, die in Linux gesperrt sind (z.B. der auf Asus- und Asrock-Qualitätsboards integrierte CM6201), Bildschirmanzeigen, die mit der Standardeinstellung der TV-Programme vielleicht nicht kompatibel sind (vbi0 vs. video0 etc.), fehlenden oder automatisch auf einer nicht standardmäßigen Bezeichnung installierten Sound-Schnittstelle (dsp1 bzw. dsp2 statt dsp) und ähnlichen Ungereimtheiten durch. Das eigentlich dafür gedachte MythTv funktionierte von Live-CD ganz gut, versagte aber nach Installation auf der Festplatte von Anfang an den Dienst.
Manche hochgelobten Linux-Programme können Aufnahmen nur von laufenden TV-Sendungen einer digitalen TV-Karte machen, nicht von einem angeschlossenen Videorecorder oder z.B. einer Webcam. Händische Änderungen im Code der Konfigurationsdateien sollten dem Programm dann vorspiegeln, einen TV-Kanal vor sich zu haben, und in Wirklichkeit die Eingabe von der Cinch-Buchse auf der TV-Karte verwenden, ein aussichtsloses Unterfangen. Das fand ich aber erst nach tagelangen Installations- und Testorgien heraus.
Fazit: als Betriebssystem musste das gut eingeführte und von allen Programm- sowie Hardwareherstellern berücksichtigte Windows her. Eine wohlfeile Version von Windows 2000 Professional (10-20 Euro bei Ebay oder weniger) reichte voll und ganz aus.
Moderne TV-Karten sind direkt für den Anschluß an eine DVB-T-Antenne oder digitale
Satellitenschüssel gedacht. Die hier vorgestellte Lösung jedoch
bestand darin,
den PC mit einem entsprechendem Kabel an den Scart-Anschluss,
die S-VHS-Buchse oder die Cinchbuchsen (TV und Audio) eines
Sat-Receivers oder eines VHS-Recorders anzuschließen. Eine
komfortable Senderwahl über die Tastatur oder das Abspeichern
der Videotextseiten aller Sender zum jederzeitigen Auslesen
ist damit nicht möglich. Dafür kann der PC dann auch problemlos
nach der irgendwann fälligen Umrüstung auf einen digitalen
Sat-LNB oder jede andere Lösung an den
dann aktuellen Empfänger angeschlossen werden.
Für die TV-Karte standen ohne große Preisunterschiede Karten
mit Hardware-Kompression (etwa die Hauppauge PVR 150 etc.)
oder ganz einfache wie die
Hauppauge Win-TV Go zur Diskussion (bei Ebay um ca. 10 Euro).
Die Rede ist hier von Karten für den Anschluß an normale
TV-Antennen mit analoger Technik. Die analogen Ausstrahlungen
sind aber zugunsten der digitalen DVB-T eingestellt werden,
sodass dieser Kartentyp fast geschenkt zu haben ist.
Hier wird der Marktführer Hauppauge als Beispiel
genannt. Viele andere Fabrikate sind technisch praktisch
identisch, aber evtl. muss man bei ihnen herausfinden, welche Chips
und
Tuner darauf verbaut sind, um die richtige Type in den Programmen
einstellen zu können.
Treiber
Nun könnten eigentlich alle Überlegungen zu Ende sein - Karte installiert,
Hersteller-Software kostenlos heruntergeladen und eingerichtet, fertig.
Oder?
Doch leider stellte ich fest, dass z.B. die Hauppauge-Software
Fernsehsendungen oder Videosignale vom angeschlossenen Videorecorder
nur in der Größe von 352x288 speichern mochte.
Zu der Zeit, als diese Karten entwickelt wurden, konnte man
sich nicht vorstellen, dass die Datenmengen eines
TV-Vollbildes in real time komprimiert und gespeichert
werden könnten, waren terabyte-große Festplatten für Consumer
doch noch längst nicht erhältlich und
die Prozessoren in der Rechenleistung weit unter 1000 MHz.
Ich habe aber keinen Bock auf animierte Briefmarken. Nach einiger Sucharbeit fand ich heraus, dass für die marktbeherrschenden Karten mit dem Videochip BT878 und ähnliche ein freier Treiber existierte, der WDM Video Capture Driver von http://btwincap.sourceforge.net/. Dieser nützt die Kapazitäten des Chips z.B. für Vollbild voll aus, ohne den Prozessor über seine Leistungsgrenzen zu treiben.
Viele werden gelobt, aber nur wenige sind würdig. Für Videoaufnahmen nimmt man Videodub von http://www.virtualdub.org/. Dieses Programm ermöglicht auch das Angucken des TV-Bildes.
Auf dem Zeitstrahl unter dem Bild kann man Anfangs- und Endpunkte der Szenen, die man anschließend herausschneiden oder gesondert speichern will, markieren.
Jetzt wird's interessant. Eigentlich ist ein Computer als Videorecorder nicht brauchbar. Die mit den früher üblichen Verfahren komprimierten Filme produzieren mindestens ca. 180 Megabytes pro Minute - ein Spielfilm von 90 Minuten würde ca. 22 CDs brauchen.
Doch vor einigen Jahren hat das Fraunhofer-Institut in München eine Software
zur Komprimierung (einen sogenannten Codec) entwickelt, der
im sogenannten MPEG-4 Verfahren den Inhalt eines Spielfilms
auf eine einzige CD bringen kann. Codecs sind in TV-Software
und Hilfprogrammen nicht enthalten, da sie patentiert sind.
MPEG-4 Codecs werden unter dem Namen DivX von divx.com (der
Link führt direkt zum Download) vertrieben. Sie sagen es nicht
so deutlich, aber der Codec ist kostenlos erhältlich. Er ist
in einem Paket von Abspielprogrammen, Konvertern und einer
Testversion einer kostenpflichtigen Spielart (freischaltbar
für 14,99 Euro) gebündelt und die
unbeschränkt leistungsfähige, freie Version "Community
Codec" bekommt man erst bei der Installation angeboten.
Es gibt ein paar Alternativen, beispielsweise aus demselben
Stall wie die DivX Software ein kostenloser Codec mit demselben
Namen von hinten - Xvid. Bei mir
lief keine der angeblich gleichwertigen Alternativen. Man
besorge sich also den DivX Codec.
Den Codec muss man in Virtualdub sowohl im Capture-Modus als
auch im normalen Edit-Modus auswählen über Video --> Compression.
Was für Codecs unter der betreffenden Windows-Installation
installiert sind, kann man übrigens sehen
unter Start --> Einstellungen --> Systemsteuerung --> Sound
und Multimedia --> rechter Tab (von dreien) "Hardware" -->
Videocodecs --> Eigenschaften --> (nochmal) Eigenschaften.
Die besten TV-Karten vergangener Zeiten mit Hardwarekompression wie WinTV PVR können mit MPEG2 nur eine Kompression erzielen, die zehnmal so viel Platz braucht wie DivX. Sie liefern also vorgekaute Videodateien, die dennoch nicht brauchbar sind. Das ist der Grund, warum man besser eine ganz einfache Karte mit sogenannter Softwarekompression (= garkeine eingebaute) nimmt.
Der Hauptvorteil der PC-Lösung, vielleicht sogar der Beweggrund, einen solchen einzurichten, liegt in der Bearbeitbarkeit der Videoaufnahmen. Jetzt sehen wir auch, warum der Capture-Modus unter Virtualdub nur ein Unterpunkt im Menü ist. Im Normalbetrieb lädt man über das File-Menü seine Videodatei. Abhängig von den Einstellungen im "View" Menü sieht man im einfachsten Fall das Anfangsbild seines Filmes und darunter einen Zeitstrahl, unter diesem eine Buttonleiste. Wie bei echten und virtuellen Videorecordern sind die zwei ersten Tasten zum Starten und Stoppen des Filmes da. Beim Ablauf bewegt sich eine Markierung den Zeitstrahl entlang, sodass man sieht, welches Filmbild welchem Zeitpunkt entspricht. Man klickt die gewünschten Stellen auf dem Zeitstrahl an und mit den Pos1 und End Tasten bzw. über das Edit-Menü "Set Selection Start" bzw. "Set Selection End" wählt man einen Bereich entsprechend der Stellen der besagten Markierung. Mit der "Del" Taste kann man dann den markierten Bereich entfernen oder über das File Menü --> "Save as AVI" gezielt diesen Bereich abspeichern. Aber nicht vergessen, auch im Edit Modus den Codec einzustellen, sonst speichert man leicht hunderte MB für einen Ausschnitt aus einem komprimierten Film von ganz wenigen MB ab, weil der DivX-Codec nicht voreingestellt ist!
Schneiden oder auch schrittweise betrachten oder einen beliebigen Ausschnitt als Serien von .jpg Bildern abspeichern kann man das erzeugte AVI dann auch unter Linux mit avidemux, das fast wie ein Clone von Virtualdub im Bearbeitungsmodus aussieht. Für "speichern unter" wählt man Kopie/Kopie und nicht etwa xvid, sonst wird die Datei unnötigerweise doppelt so groß.
Eine letzte Herausforderung besteht in der Verkabelung. Wo anschließen? Videorecorder
und Sat-Receiver haben gemeinhin zwei Scart-Anschlüsse. Manchmal
ist der zweite für einen Decoder bestimmt und muss über die
Fernbedienung oder einen Schiebeschalter auf normale Arbeitsweise
gestellt werden. Es gibt Scart-Kabel oder Adapter, die
eine gelbe AV-Buchse für das Bildsignal sowie eine rote und
eine weisse für den Stereoton haben. Die AV-Buchse verbindet
man mit ihrem Gegenstück an der TV-Karte, für den Stereoton
braucht man einen Adapter mit Klinkenstecker für die Soundkarte
("Line in"-Buchse) am PC.
Wichtig: um von der separaten
Leitung Ton aufzunehmen, muss Virtualdub im Capture Modus über
das Menü "Audio-->Audio_Input-->Line_in" gesagt werden, wo
das Tonsignal herkommt.
Qualitätskabel mit guter Abschirmung sind wichtig. Meine Aufnahmen
mit Billigkabeln, Adaptern, wackeligen Kunststoffsteckern wurden
unbrauchbar, diese habe ich alle entsorgt. Vor allem für das Eingangssignal
von einer Scart-Buchse am Videorecorder zur AV-Buchse der TV-Karte
und zum Soundeingang des PC musste ein Kabel von eher gehobener
Qualitätsklasse her. Vorher hat ein Billigkabel aus der Umgebung
von Röhrenfernseher, PC, Videorecorder, Sat-Empfänger und Standlautsprecher
Störungen in Form von Streifen in die Aufnahme gebracht.
Man beachte, dass bequem an der Frontseite des Fernsehers oder
Videorecorders angebrachte AV- und Stereo-Cinch-Buchsen als auch
S-Video Buchsen in der Regel
nur als Eingänge geschaltet sind, um z.B. das Bild von einer Video-
oder Digitalkamera ansehen zu können. Es ist verführerisch, sie
als Videoquelle benutzen zu wollen, aber nicht erfolgversprechend.
Sind Probleme mit der Verkabelung wegen zickiger Computer (siehe
meine eingangs erwähnten Ausführungen über Linux...) oder ungenügender
Zahl von Anschlüssen bzw. wegen weiter Entfernungen sonst nicht
zu lösen, muss man wohl oder übel die Ausgangsbuchse für Antennenkabel
verwenden, die noch jeder Sat-Receiver oder VHS-Recorder aufweist.
Das kann z.B. eine Lösung sein, wenn das Tonsignal auf separater
Leitung nicht hereinkommen mag. Einen Qualitätsverlust vermochte
ich im Gegensatz zur gesamten Fachpresse incl. Internetforen nicht
auszumachen - er ist wohl eher theoretisch. Aber man verurteilt
sich dazu, bei TV-Software mühsam von Hand nach der Frequenz zu
suchen, auf dem der Receiver oder der VHS-Recorder das Signal
ausgibt, und die Frequenz (durch einen Schraubenzieher einstellbar)
liegt darüberhinaus nie genau auf einem TV-Kanal, wie sie bei
TV-Software voreingestellt und suchbar sind.
Videodub kann (und muss) wie auch alle andere TV-Software eingestellt
werden, ob es sein Bildsignal auf AV1 oder AV2, über S-Video oder
über einen Videotuner bekommt (im Capture Modus "Video
--> Source
-> Wählen Sie eine Videoquelle aus ->Videozusammensetzung (dämliche
Übersetzung von "Composite Video"!), kann aber selber keine Kanäle
wählen - es "hängt" sich an jede andere TV-Software an, die auf
dem PC installiert ist und den Tuner auf der TV-Karte auf einen
bestimmten Kanal einstellen kann.
Immer noch kein Ton? Man suche den Soundmixer auf seinem PC, i.d.R.
ist er über den Soundkarten-Treiber installiert worden, und gucke
nach, ob die benötigten Ein- und Ausgänge, normalerweise Line
in und Lautsprecher, nicht auf Null oder auf "mute" gestellt
sind.
Trotzdem noch kein Ton? Vielleicht fehlen auf dem Mainbord zwei
kleine Steckbrücken, die dafür sorgen, dass sowohl die Anschlüsse
hinten als auch das Panel vorne an einem PC das Signal bekommen.
Jetzt ergab sich nur noch die kleine Schwierigkeit, dass ich die digitalisierten
Videos im DIVX Format nur unter MS-Windows aufnehmen, aber nur
unter Linux mit GPlayer angucken konnte. Die Installation
entweder von DIVX
von www.divx.com oder des renommierten VLC-Player auf meinem
ältlichen Windows2000 scheiterte an Fehlermeldungen über den
Kernel.
Die Lösung ist einfach: mit dem XP-Codec-Pack wurde
höchst problemlos nicht nur der
benötigte Codec, sondern auch der "Media Player Classic" (Freeware)
installiert und der Uralt-Laptop mit einem 400MHz-Prozessor
und 320MB RAM spielte diese auch problemlos von eigener Festplatte
ab.
Im Windows Media Player oder Classic Media Player alles nur schwarzweiss? Nvidia-Treiber (z.B. GeForce2)? Mit Rechtsklick auf den Desktop die "Eigenschaften" des Bildschirms aufrufen, sich zu den NVidia-Einstellungen durchklicken, die Einstellungen für Overlay-Modus aufsuchen und dort die Sättigung von "0" auf "100%" ändern!
Unter VMWare mit Windows XP blieb der Bildschirm schwarz, bis ich per Rechtsklick auf den Desktop unter "Eigenschaften - Einstellungen - Erweitert - Problembehandlung" die Hardwarebeschleunigung auf die zweite Stufe (von fünf) zurückstellte.
Stand: 4. Februar 2011